The Cure

„Show“

Universal (VÖ: 8.9.)

Wiederveröffentlichung des Live-Doppelalbums

Niemand sollte behaupten, dass Robert Smith nicht sexy ist. Aber die Lautstärkeabmischung der 1993 schon unrealistischen, weil exklusiv weiblich klingenden Publikumseuphorie erreicht auch im „Show“-Remaster schwer glaubwürdiges Beatlemania-Niveau. Cure-Fans können ausrasten – aber ganz sicher nicht so, und schon gar nicht so, wie es hier in Amerika passiert sein soll. Selbst weniger bekannte Stücke wie „Doing The Unstuck“ werden durch einen überfallartig eingeblendeten, kaum nachzuvollziehenden Wiedererkennungsjubel präsentiert, als wären solche Stücke die größten, sehnlichst erwarteten Hits, die es je zu hören gab. Was aber stimmt: The Cure waren vor dreißig Jahren so populär wie nie. Das „Wish“-Studioalbum machte sie in den USA zu Stars, wo Platz 1 aber leider durch Def Leppard blockiert wurde.

Ein beeindruckendes Showcase brillanter Pop-Langstrecken

Auch die Welttournee sollte ihre bis dato erfolgreichste sein. Eine Aufnahme von einem Konzert, vor allem dessen parallelen Videomitschnitt daher in der Mehrzweckhalle eines Vororts von Detroit (in Auburn Hills) zu planen wirkt im Cure-Kontext recht blass – für „In Orange“ gingen sie 1986 schließlich in ein Amphitheater. Abgesehen vom Sound und der toten, wenig inspirierenden Kulisse aber ist „Show“ ein beeindruckendes Showcase brillanter Pop-Langstrecken (auf „The Walk“ folgt „Let’s Go To Bed“ folgt „Friday I’m In Love“ folgt „In Between Days“), versetzt mit dem wohl gewaltigsten Instrumental-Intro, das es nie auf ein Cure-Studioalbum geschafft hat („Tape“), und eingespielt in ihrer besten Besetzung: mit Porl Thompson und Boris Willams, die nach der Tour kündigten.

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The Cure spielten live zeitweise mit drei Gitarren – ein Balanceakt, weil so etwas in den falschen Händen zum Muckertum führt, in „Open“ allerdings eine Offenbarung ist. Schade dennoch, dass die neue „Show“-­Version erneut nicht, und anders als die Video-Veröffentlichung von 1993, das gesamte Konzert beinhaltet, also inklusive Zugaben wie „Why Can’t I Be You?“, „Boys Don’t Cry“ und „A Forest“.