Tom McCarthy :: Satin Island

Bei dem Briten Tom McCarthy zählt jeder Buchstabe. Sein letztes Buch trug den Titel „K“ (im englischen Original „C“) und deutete auf alles hin, was in diesem modernen Bildungsroman eine Rolle spielt: Kohlenstoff, Kokain, Kommunikation, Krypta, Katakombe und Kopie. Der Erzähler des neuen Werks nennt sich U., englisch gesprochen also „you“, du, denn er spiegelt gedanklich seine Außenwelt. U. ist nämlich studierter Ethnologe – sein großes Vorbild ist der französische Strukturalist Claude Lévi-Strauss – und arbeitet für ein großes Unternehmen einerseits an einem geheimen Projekt und andererseits an einer Art Weltformel. Und so sammelt er die ganze Zeit Daten, nichts entgeht seinem Blick, in allem erkennt er Muster: Ölkatastrophen, Fallschirmspringertode, Frühstücksmüsli. Eine lineare Handlung hat „Satin Island“ nicht, auch er folgt der Logik von Anordnungen, Ähnlichkeiten, Parallelitäten und Mustern. So gelingt McCarthy auf 220 Seiten, woran viele seiner Kollegen in ihren backsteindicken Wälzern scheitern: die moderne Welt zu fassen und sie zugleich klug zu kommentieren. (DVA, 19,99 Euro)

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