500 beste Alben aller Zeiten

Die 500 besten Alben aller Zeiten: Dieses Album ist auf Platz 1!

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Platz 1: The Velvet Underground & Nico mit „The Velvet Underground & Nico“ (1967)

Der Anfang von Undergroundmusik, wie wir sie kennen. Inzwischen ist uns ihre Klangsprache vertraut, damals war sie ganz neu: Der Sound ist roh, garagig und relativ monoton, die Musik klingt, als könnte man sie anfassen. Leicht versetztes Schlagzeug. Zwei Akkorde, abwechselnd über die Gitarre gezogen. Ein einziger Ton, der den ganzen Song lang dröhnt.

Darüber Lou Reed, der halb spricht, halb singt: über Drogen, gescheiterte Existenzen, Lack-und-Leder-Sex, die Sonntage und Montage nach wilden Partys, an denen man sich in einen heulenden Clown verwandelt.

Maureen Tucker (links), Lou Reed (2. von links) und John Cale von der Gruppe Velvet Underground nehmen bei der Einführungszeremonie der Rock ’n‘ Roll Hall of Fame im Waldorf-Astoria einen Preis entgegen.

Über das Warten im falschen Stadtviertel, das süße Nichts … Gut, „Oh! Sweet Nuthin’“ war auf einem anderen Album, aber hören kann man es doch, das Nichts, zwischen den Songs, auf dem Debüt der Velvets, dem mit der berühmten Banane.

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Peel slowly and see. Menschen sterben, Ideen leben für immer, wie es ausgerechnet im Trailer zu Greta Gerwigs aktuellem „Barbie“-Film heißt. Die glamourösen Starlets der Sechziger sind fast alle tot, Edie nur noch ein Foto, die Factory abgerissen, Warhols Superstars Geschichte, Nico von ihrem Fahrrad gefallen, Warhol an den Spätfolgen des Attentats auf ihn krepiert.

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Aber die Songs sind noch da, und sie klingen, als würden sie jedes einzelne Mal wieder in genau diesem Augenblick gespielt, in der Ferne der vergangenen Jahrzehnte. Denn während die Beach Boys und die Beatles 1967 auf große Orchester setzten, nahmen The Velvet Underground alles weg, was man nicht brauchte.

„‚I’m Waiting For The Man‘ klingt wie gerade aufgenommen. Drogendealer kommen nach wie vor immer zu spät. Passt aber auch, wenn man auf den Bus oder die Uber‑Eats- Lieferung warten muss“

Aber was sie behielten, klingt bis heute wie gerade aufgenommen. „Sunday Morning“ in seiner reduzierten, bedrohenden Süße: „Watch out, the world is behind you!“ „I’m Waiting For The Man“? „He’s never early, he’s always late/ First thing you learn is that you always gotta wait“ gilt bis heute: Drogendealer kommen nach wie vor immer zu spät.

Passt aber auch, wenn man auf den Bus oder die Uber-Eats-Lieferung warten muss. Man muss genau hinhören. Etwa bei der Bridge von „Venus In Furs“: „I am tired, I am weary/ I could sleep for a thousand years/ A thousand dreams that would awake me/ Different colors made of tears.“

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Die Poetik der Zeilen ist nicht leer: Natürlich, die Farben verschwimmen, weil man vor Erschöpfung oder Kummer Wasser in den Augen hat. Das Fossil eines Augenblicks. Die Sehnsucht nach einer Zeit, die man nicht erlebt hat. Vermutlich war es in Wirklichkeit ziemlich ätzend damals, im New York der Sechziger.

Vielleicht ist sich das Leben in den großen Städten immer ähnlich. Ohne die Velvets hätte es jedenfalls weder Nirvana noch Sonic Youth noch all die andere kratzbürstig-ambitionierte Indie-Musik so gegeben. Eigentlich der ganze „dekonstruktivistische“ Rock seit den Nineties hat außer im Punk in Velvet Underground seine Wurzeln. Zugleich klingt niemand wie sie. Sie waren ihr eigenes Genre und sind es bis heute geblieben.

Juliane Liebert 

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New York Daily News Archive NY Daily News via Getty Images
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