„Simpsons“-Episode in Hongkong wegen Anspielung auf Zwangsarbeit gesperrt

Eine Folge der „Simpsons" ist in Hongkong nicht mehr zu sehen. Grund ist möglicherweise eine Anspielung auf Zwangsarbeit

Berichten zufolge ist über das Angebot von Disney+ in Hongkong eine „Simpsons“-Folge aus der 34. Staffel der Serie nicht mehr verfügbar. Die Folge trägt den Titel „One Angry Lisa“ und zeigt unter anderem Marge, die Mutter der Familie aus Springfield, während eines Fitness-Kurses auf einem Spinningrad. Über einen am Sportgerät integrierten Monitor begleitet ein Trainer ihr Work-Out persönlich. Im Hintergrund seines Videofeeds ist die chinesische Mauer zu sehen. Anlässlich des virtuellen Aufenthalts an diesem Ort bemerkt er: „Seht hier die großartigen Wunder Chinas. Bitcoin-Minen, Zwangsarbeiterlager, in denen Kinder Smartphones herstellen, und Romantik.“

Als Anlass der Sperrung gilt eben diese Referenz an Zwangsarbeit. Sie bezieht sich auf Vorwürfe und Untersuchungen der United Nations, nach denen die chinesische Regierung in der Provinz Xinjiang im Nord-Osten des Landes Folter-, Arbeits-, und Umerziehungslager betreibt. In ihnen sollen Angehörige der Uiguren, einer muslimischen Minderheit im Land, misshandelt und ausgebeutet werden. Von dieser Zwangsarbeit profitieren unter anderem angeblich Apple und VW. China bestreitet die Ausbeutung der Uiguren.

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Es ist nicht die erste „Simpsons“-Folge, die in Hongkong gesperrt wird. Bereits 2021 war eine Episode aus der 16. Staffel der Serie verschwunden, in der die Familie nach Peking reist und über den Tiananmen-Platz läuft. Im Hintergrund ist ein Schild zu sehen: „Hier ist nichts passiert“. Die Serie spielte damit auf die Zenur-Politik Chinas an. Der Regierung wird vorgeworfen, die Erinnerung an die Proteste der Demokratiebewegung 1989 und das Massaker auf diesem Platz zu unterdrücken und zu verändern.

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China und Hongkong

Nachdem 2019 Proteste anlässlich der Einschränkung von Bürgerfreiheiten in der Sonderverwaltungszone Hongkong begonnen hatten, hat die chinesische Regierung 2020 und 2021 Gesetze erlassen, die es ihr erlauben dort mediale Inhalte zu sperren, die der Regierung in Peking subversiv gegenüberstünden. Diese Eingriffe in die rechtliche Ordnung Hongkongs haben in den letzten Jahren viel Kritik an der Regierung nach sich gezogen. Sie verletzt damit unter anderem das auch völkerrechtlich anerkannte „Ein Land. Zwei Systeme“-Prinzip, nach dem die Sonderstellung Hongkongs (und Macaus) gewahrt werden soll. Es entstammt dem Vertag zur Übergabe Hongkongs an Peking durch Großbritannien, dessen Kolonie die Metropole bis 1997 war.

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