Wer ist Taylor Swifts „Father Figure“?
Taylor Swift verarbeitet in „Father Figure“ ihren Bruch mit Ex-Labelchef Scott Borchetta – und feiert ihren Sieg über Verrat
Der von George Michael inspirierte Song „Father Figure“ auf Taylor Swifts neuem Album „The Life of a Showgirl“ zeigt die Sängerin kämpferisch. Sie schlüpft in die Rolle eines Mannes, der einst eine Art Vaterfigur für sie war, und singt provokante Zeilen wie: „I can make deals with the devil because my dick’s bigger.“
Verrat, Verträge und verlorene Loyalität
Doch über wen singt Swift hier? Alles deutet auf Scott Borchetta hin. Den Labelchef, der sie im Alter von 15 Jahren bei Big Machine Records unter Vertrag nahm, nachdem er sie im legendären Bluebird Café entdeckte. Der Schmerz im Zentrum von „Father Figure“ rührt jedoch von der tiefen Enttäuschung her, die entstand, als Borchetta ihr Musikarchiv an den umstrittenen Manager Scooter Braun verkaufte. Damit begann ein sechs Jahre dauernder Streit um die Rechte an Swifts Songs. Und letztlich ihre „Taylor’s Version“-Neuveröffentlichungen.
2019 erklärte Swift auf Tumblr ausführlich ihre Sicht der Dinge. Sie fühlte sich durch den ursprünglichen Vertrag ausgenutzt. „Ich bekam das Angebot, bei Big Machine Records neu zu unterschreiben und mir für jedes neue Album eins meiner alten zurückzuverdienen“, schrieb sie. Die größte Verletzung aber sei gewesen, dass Borchetta das Label – und damit ihr Lebenswerk – ausgerechnet an Braun verkauft habe.
„Nie in meinen schlimmsten Albträumen hätte ich gedacht, dass der Käufer Scooter sein würde. Immer wenn Scott Borchetta den Namen ‘Scooter Braun’ von mir gehört hat, war ich entweder am Weinen oder versuchte, es nicht zu tun“, so Swift weiter. „So etwas passiert, wenn man mit 15 bei jemandem unterschreibt, für den ‘Loyalität’ nur ein Vertragsbegriff ist.“ In „Father Figure“ zieht sie die direkte Parallele: „They don’t make loyalty like they used to.“
Alte Wunden in neuen Songs
Schon zuvor hatte Swift den Verrat musikalisch verarbeitet – vor allem auf „folklore“ und „evermore“ (2020). In „My Tears Ricochet“ beschreibt sie den Verlust ihres Lebenswerks mit der Metapher einer eigenen Beerdigung. In der Bridge singt sie: „And I still talk to you (When I’m screaming at the sky)/And when you can’t sleep at night (You hear my stolen lullabies).“
Auf „evermore“ wird der Bezug zu Borchetta noch deutlicher: In „Right Where You Left Me“ ist sie „in der Zeit eingefroren“, und in „It’s Time to Go“ singt sie: „He’s got my past frozen behind glass / But I’ve got me“ – eine klare Anspielung auf ihre ersten sechs Alben, die sie zu jener Zeit neu aufnahm, um die Rechte daran zurückzuerlangen.
Auf der anderen Seite des Streits
„Father Figure“ zeigt Swift als Siegerin. Im Mai kaufte sie ihre Masterrechte zurück. Am Ende des Songs dreht sie die Erzählperspektive: Aus der Stimme Borchettas wird wieder ihre eigene. Auffällig ist die wiederholte Zeile „I protect the family“ – sechs Mal gesungen, vermutlich als Hinweis auf die sechs Alben, die sie einst für „Big Machine“ aufnahm.
Heute besitzt Swift ihr eigenes Werk und trifft ihre Entscheidungen selbst. Scott Borchetta ist weiterhin CEO der inzwischen „Big Machine Label Group“ genannten Firma – öffentlich geäußert hat er sich zu Swift seit 2020 nicht mehr.