Kritik an „Tote Mädchen lügen nicht“: Jetzt spricht der Schöpfer der Serie

Die Netflix-Reihe „13 Reasons Why“ sorgte schon in der ersten Staffel mit ihrer Suizid-Stoyline für reichlich hitzige Diskussionen. Nicht anders läuft es bei der zweiten Season. Diesmal steht ein angedeutetes Schulmassaker im Zentrum.

„Tote Mädchen lügen nicht“ (im Original: „13 Reasons Why“) gehört zu den erfolgreichsten Serien im Programm bei Netflix. Aber auch zu den meistdiskutierten. Die erste Staffel geriet in den Fokus, weil ihre sehr drastische und identifikatorische Schilderung der Selbsttötung eines Mädchens aus vielen Gründen wie eine Anleitung zum Nachmachen daherkam. Inzwischen wird jeder Episode eine Warnung vorangestellt. Der „Werther“-Effekt ist allerdings nichts Neues und wird bei Filmen/Serien/Romanen stets diskutiert, sobald eine Story über den Suizid einer Figur die große Masse erreicht.

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Seit Freitag legt Netflix mit der zweiten Season nach – und wieder steht die Serie im Kreuzfeuer der Kritik. Diesmal geht es allerdings um einen (möglichen) Amoklauf an einer Schule, der bereits in der ersten Staffel symbolisch angedeutet wurde und nun ins Zentrum rückt. Doch die Realität bremste „Tote Mädchen lügen nicht“ radikal aus. Die Bluttat eines Schülers an einer High School in Houston (Texas) mit zehn Toten verschaffte den neuen Folgen der Dramareihe eine ungewöhnlich starke Brisanz. Der Streaminggigant strich aus Pietät die Premiere, ließ das Programm aber wie geplant anlaufen.

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„Tote Mädchen lügen nicht“: Achtung, Spoiler!

Unterdessen gab Brian Yorkey dem „Hollywood Reporter“ ein Interview, warum ein tyrannisierter Schüler (Tyler, gespielt von Devin Druid), der möglicherweise Amok laufen könnte, einer der „Stars“ der zweiten „Tote Mädchen lügen nicht“-Staffel werden konnte. Demnach sei es beim Schreiben sein Hauptinteresse gewesen, „zu verstehen, welche Erfahrungen dazu führen, dass ein junger Mensch diesen Weg einschlägt“. Wobei es ihm gerade nicht darum ginge, zu zeigen, was schließlich Schreckliches passiert, sondern zu welcher dunklen Motivation die Verzweiflung von Teenagern führen könne.

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In der zweiten Staffel von „Tote Mädchen lügen nicht“ wird gezeigt, wie Tyler von einem Kommilitonen sexuell missbraucht wird und wie dies  zu einem depressiven Rückfall bei dem Jungen führt. In der Nacht des Frühlingstanzes entscheidet er sich, mit mehreren Sturmgewehren in die Schule zurückzukehren. Schon in der ersten Staffel war zu sehen gewesen, dass Tyler ein Arsenal an Waffen bei sich zuhause zur Verfügung hat.

„Tote Mädchen lügen nicht“ („13 Reasons Why“) geht im Mai 2018 in die zweite Staffel
„Tote Mädchen lügen nicht“ („13 Reasons Why“) 

Nicht nur Fans fragen sich: Wie viel Realität steckt in „13 Reasons Why“?

Brian Yorkey dazu: „Wir haben einen Charakter, der offensichtlich schwer schikaniert wurde, unter sozialer Isolation leidet und darüber nachdenkt, eine sehr tragische Entscheidung zu treffen, um diese Gefühle für sich selbst anzugehen. Die zweiten Staffel soll seine Reise weiter verfolgen und versuchen, seinen Geisteszustand und den Zustand seiner Seele verständlich zu machen. Ich denke, Sie werden im Rückblick auf alle Episoden sehen, dass es uns darum geht, Tylers Charakter nachvollziehbar zu machen und zu zeigen, wie ein unruhiger junger Mann dazu gebracht werden könnte, diese sehr problematische Entscheidung zu treffen.“

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Die ersten Kritiken zur zweiten Season von „Tote Mädchen lügen nicht“ betonen, dass die Serie – möglicherweise ohne es zu wollen – Waffengewalt verherrlichen könnte. Yorkey begegnet dem Vorwurf mit der ausführlichen Recherche, die der Serie angeblich zugrunde liegt: „Leider gibt es eine Menge Literatur über eine große Anzahl von jungen Männern, die gewalttätig wurden oder fast gewalttätig wurden. So konnten wir mithilfe der Literatur einen großen Teil der Geschichte vorstudieren, und wir versuchten, authentisch und ehrlich zu sein und auch in unserer Darstellung des Charakters sehr genau zu sein. Wie bei allen Dingen in der Serie war unsere Hoffnung, dass wir die Erfahrung ehrlich darstellen können; dass unsere Zuschauer durch die Erfahrung mehr lernen und mehr Gespräche über diese Themen in ihrer eigenen Welt beginnen können“.

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