Veteranen marschieren gegen Trump. Und zwar deshalb

Amerikas Veteranen haben genug von Massenentlassungen durch Trump – und Pete Hegseths Diversitäts-Säuberung im Pentagon

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Im Jahr 1932 schlugen Veteranen ihre Zelte am Anacostia River auf. In der drückenden Sommerhitze bildeten zehntausende Veteranen des Ersten Weltkriegs und ihre Familien ein Protestlager in Washington, D.C. Sie nannten sich selbst die Bonus Army. Und sie kamen mit einer Botschaft: Amerika muss seine Versprechen gegenüber denen einlösen, die gedient haben.

Proteste am D-Day

Dieses Kapitel der Geschichte ist oft vergessen – doch es wird wieder geschrieben. Diesmal nicht mit Zelten, sondern mit Stellenstreichungen, gebrochenen Versorgungszusagen und einem Frontalangriff auf die Bundesbehörden, die jenen dienen. Und sie beschäftigen sollen, die die Last des Kampfes getragen haben.

Am 6. Juni – dem D-Day – werden tausende im ganzen Land protestieren. Die größte Kundgebung findet auf den Stufen des Kapitols statt.

Veteranen machen fast 30 Prozent der Bundesbelegschaft aus. Sie arbeiten in jeder Behörde. Vom Heimatschutzministerium bis zum Wohnungsbauministerium. Und nun erwartet viele dasselbe Schicksal. Ein Kündigungsschreiben, ein feindliches Arbeitsumfeld und eine Lüge von Donald Trump und Elon Musk, dass sie sich gefälligst einen anderen Job suchen sollen. Keine einzige Stimme aus der Republikanischen Partei erhebt sich gegen dieses abscheuliche und falsche Narrativ.

Strategisches Aushöhlen

Trumps sogenannte „Abteilung für Regierungseffizienz“ (DOGE), ehemals geleitet von Milliardär Musk, mit Vollstreckern wie dem Minister für Veteranenangelegenheiten Doug Collins, wird über 15 Prozent der Belegschaft des VA entlassen. Rund 83.000 Menschen. Viele davon Veteranen mit Behinderung. Unter den zu Entlassenden: Fachkräfte für psychische Gesundheit, Suizidprävention, LGBTQ+-Ansprechpersonen und Gesundheitsfachkräfte im öffentlichen Dienst. Das sind keine Bürokraten aus Fox News, die sich über ihre 12-Stunden-Tage beklagen wie der stellvertretende FBI-Direktor Dan Bongino. Das sind engagierte Fachkräfte, die sich täglich dafür einsetzen, dass unsere Veteranen einen weiteren Tag überleben.

Veteranen wissen: Es geht bei den Entlassungen nicht ums Sparen. Es geht darum, die Institution zu schwächen und letztlich die VA-Invaliditätsleistungen zu privatisieren und abzuschaffen. Wie es in Project 2025 vorgesehen ist. Interne Dokumente zeigen Pläne, Büros für Obdachlosigkeit, Suizidprävention, Frauengesundheit und toxische Exposition zusammenzulegen. Das würde spezialisierte Expertise vernichten. Und lebensrettende Programme beseitigen.

Und die Veteranen, die in diesen Gebäuden verbleiben? Sie werden verdrängt. Wortwörtlich. Zehntausende remote arbeitende Bundesangestellte werden zur Rückkehr in Büros gezwungen, in denen es nicht einmal ausreichend Arbeitsplätze gibt. Manche VA-Klinikmitarbeiter arbeiten inzwischen in Besenkammern. Das Ziel der Trump-Administration: die Arbeitsbedingungen beim VA derart unerträglich machen, dass die Leute freiwillig kündigen. Wieder einmal: Funkstille von den republikanischen Führungskräften.

Zielgerichtete Diskriminierung

Veteranen wissen, dass Trump Forschungsstipendien für Universitäten streicht, die Veteranen betreuen oder über sie forschen. Das Resilienz-Zentrum für Veteranen und Familien der Columbia University, das trauma-informierte Pflege und Therapeutentraining bietet, soll geschlossen werden. Die VA-assoziierten Forschungsprogramme von Harvard zu Krebs, Suizidprävention und toxischer Exposition wurden abrupt gestrichen. Keine Erklärung. Kein Ersatz.

Schwarze, Latinos, Schwule, Frauen und andere Veteranen werden von Webseiten und Programmen des Verteidigungsministeriums gelöscht.

Eine Armee in der Krise

Trump hat gerade sein Verbot für transgeschlechtliche Soldaten wieder eingeführt. Mit Rückhalt von Verteidigungsminister Pete Hegseth und dem Abgeordneten Barry Moore (R-Ala.), der ein Gesetz zur dauerhaften Verankerung dieses Verbots eingebracht hat. Es geht hier nicht um „Einsatzbereitschaft“. Es geht um Hass.

Trans-Amerikaner haben ehrenvoll in jeder Teilstreitkraft gedient. Sie fliegen Einsätze. Sie führen Teams. Aber in Trumps zweiter Amtszeit sind sie plötzlich nicht mehr gut genug.

Tausende stehen nun vor medizinischen Untersuchungen und Säuberungen – während unsere Armee eine historische Rekrutierungskrise durchlebt. Diese Säuberung wird talentierte Linguisten, Sanitäter, Mechaniker und Piloten vertreiben. Und unsere Streitkräfte schwächen, nicht stärken.

Trumps Exekutivanordnung „Umgestaltung der Bundesbelegschaft“ hat bereits tausende Bundesangestellte ihren Job gekostet. Und wird viele weitere entrechten und in den Bankrott treiben. Veteranen wissen das alles. Und jetzt erheben sie sich.

Schluss mit der Instrumentalisierung

Wir erheben uns, weil wir die Zeichen erkennen. Trump will die VA privatisieren und die Versorgung von Veteranen an dieselben Konzerne übergeben, die Profit über Menschen stellen. Das Ziel? Die VA sabotieren, um sie an den Höchstbietenden zu verkaufen – Trumps Spender und Firmenfreunde, die am Leid der Veteranen verdienen wollen.

Veteranen sind mehr als ein politisches Schlagwort. Wir sind keine Schachfiguren in einem Kulturkampf. Wir sind Patrioten. Schwarze, Weiße, Latinos, Asiaten, Indigene, Schwule, Heteros, Trans und alles dazwischen. Unsere Stärke liegt in unserer Vielfalt. Unser Opfer ist unsere Legitimation. Unsere Einigkeit wird am Freitag deutlich sichtbar sein.

Trumps Verrat an der Veteranengemeinschaft ist unverzeihlich. Aber er ist nicht unbeantwortet.

Wir antworten. Im Protest. Vor Gericht. In den Medien. An der Wahlurne.

Veteranen erheben sich gegen Trump. Nicht weil wir Amerika hassen, sondern weil wir es genug lieben, um für seine Seele zu kämpfen.