Frank Zappa – Läther

Die Wiederveröffentlichung dieses Albums ist schön für Sammler, war aber nicht unbedingt nötig. Pop-Archäologen, die nach versunkenen Meisterwerken suchen, sollen sich lieber weiter mit den „Smile“-Ruinen der Beach Boys beschäftigen. Zappas Musik braucht keine festgegossene Form. Sie ist ein Labyrinth, ein Rhizom, eine musikalische Vernetzung.

Aber der Reihe nach. Im Jahre 1977 wollte Zappa „Läther“ als 4-LP-Box herausbringen. Das war der Plattenfirma zuviel. Paßte nicht gut in die Vermarktungsstrategie. Störrisch wie er war, wollte Zappa das nicht so einfach hinnehmen und übergab das Mastertape einer kleinen Radiostation in Pasadena, Kalifornien. Die Hörer forderte er auf, die Songs mitzuschneiden und brachte das Album damit sozusagen als Bootleg auf den Markt. In den folgenden Jahren verteilte er die Songs vor allem auf vier Platten: „Zappa In New York“, „Studio Tan“, „Sleep Dirt“ und „Orchestral Favorites“. Jetzt restaurierten seine Söhne das Album und packten noch ein paar Bonus-Tracks und Outtakes dazu. Und ein wunderbar zappaeskes Cover.

Und wieder einmal ist zu bemerken, was für ein Maximalist Zappa war: Von Anfang an ist seine Musik so breit angelegt gewesen, daß er eine ganze Karriere lang zwischen den Stilen hin- und herflitzen konnte. Mit Siebenmeilenstiefeln zu allem, was in diesem Jahrhundert Musik genannt wurde. Auch hier ist von Rhythm ’n‘ Blues („Big Leg Emma“) bis E-Avantgarde („Revised Music For Guitar & Low Budget Orchestra“) alles vertreten, was Rang und Namen hat.

„Läther“ paßt sich nahtlos ein ins musikalische Universum des Zynikers und Virtuosen. Alle diese Stücke hätten auch zehn Jahre früher oder zehn Jahre später aufgenommen werden können. Nur die Studiotechnik markiert die Unterschiede. Denn von jedem Zappa-Song aus fuhren tausend Wege zu allen anderen Zappa-Songs, kein Stück ist vor Neuinterpretationen und Remixen sicher, alles ist ständig im Fluß: Hier gibt es keine marmornen „Meisterwerke“. Sondern ein musikalisches Gängesystem, das Zappa als einen der ersten postmodernen Komponisten ausweist Er war eine Vielheit.

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