Counting Crows – Saturday Nights & Sunday Mornings :: Wütend statt nur traurig: Adam Duritz erwacht aus der Lethargie

Adam Duritz ist nicht mehr der Alte. Vielleicht sind die eineinhalb Jahre, die er angeblich nur im Bett verbracht hat, schuld. Irgendwann, während er 50 Kilo zu- und 30 wieder abgenommen hat, muss der Sänger der Counting Crows aufgehört haben, sich selbst zu bedauern und dann hat er angefangen, sich zu ärgern und wieder richtige Rocksongs zu schreiben. „I’m a Russian Jew American/ Impersonating African Jamaican/ What I wanna be’s an Indian/ I’m gonna be a cowboy in the end I guess“. singt der immer noch Bedreadlockte zu Beginn von „Saturday Nights & Sunday Mornings“ mit einer rauen Stimme, die man kaum erkennt. Später kommt das tremolierende Lamento zurück, klingt aber lange nicht so lahm wie zuletzt.

„Los Angeles“ hat Duritz mit seinem Freund Ryan Adams geschrieben. Eine unwiderstehliche Melodie trifft auf einenText, der so over the top ist, dass er fast als lustig durchgeht. Duritz rechtfertigt seine Rockstar-Lebensumstände: „If you see that movie star and me/ If you see my picture in a magazine/ Or it you fall asleep while you’re watching TW Well honey. Fm just trying to make some sense/ Of Los Angeles.“ Die Geister blieben in San Francisco zurück, die Silikonbrüste von Hollywood scheinen nicht weniger erschreckend zu sein. In „Le Ballet D’Or“ versuchen sich die Crows als eine Art Led Zeppelin für Zartbesaitetere, überraschend originell.

Das Album zerfällt bewusst inzwei Teile. „Saturday Nights“, die rockigere Hälfte, hat Gil Norton produziert, die ruhigeren „Sunday Mornings“-Stücke Brian Deck. Duritz dankt ihnen „for sticking byour vision for this album in the face of pretty much universal disapproval“. Hoppla! Da hatte einer wohl auch geschäftlich keine gute Phase. Dabei gibt es hier nichts auszusetzen, die Aufteilung trägt sogar zu ein bisschen Spannung bei, und Spannung konnte man den Counting Crows ja lange nicht mehr vorwerfen.

Es ist ein Album vom Auseinanderfallen und Aufrappeln, eben von der Party am Samstagabend und dem Morgen danach. Es mag nicht sonderlich tiefsinnig sein, aber es stimmt jedes Detail, weil dies der Kosmos ist, den Adam Duritz kennt. Wo er immer hin wollte, wo er niemals sein will. „I want a white bread life/ Just something ignorant and plain“, singt er in „When I Dream Of Michelangelo“, und weiß natürlich, dass wieder alle sagen werden: Was hat der eigentlich für ein Problem? Hatte ein paar Hits, immer schöne Frauen, warum ist der unglücklich? Und die Antwort ist auch immer dieselbe: Weil Erfolg nicht vor Depressionen schützt. Aber manchmal entstehen nebenbei wenigstens wohltuende Alben. Ein kleiner Trost, vielleicht.

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