Antisemitismus-Vorwurf: WDR, SWR und BR wollen mit Konzert von Roger Waters nichts mehr zu tun haben

Ist Roger Waters ein „Judenhasser“? Eine Kölnerin empfindet dies so und reichte eine Petition gegen den Ex-Pink-Floyd-Musiker ein, damit der WDR sein Konzert in Köln nicht mehr präsentiert. Nun sind auch weitere öffentlich-rechtliche Sender nachgezogen.

Am 11. Juni 2018 spielt Roger Waters in der Laxess-Arena in Köln eines seiner wenigen Deutschland-Konzerte als Teil seiner „Us + Them“-Tournee im kommenden Jahr. Bislang wurde der Gig auch vom Radiosender WDR4 unterstützt bzw. offiziell präsentiert. Doch nun hat der öffentlich-rechtliche Sender seine Zusammenarbeit mit dem Tourveranstalter beendet.

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Grund ist die erfolgreiche Petition einer engagierten Kölnerin, die dem WDR vorgelegt wurde, wie „Bild“ berichtet. Die Frau hatte sich an WDR-Intendant Tom Buhrow gerichtet und ihm vorgeworfen, mit der Zusammenarbeit einen Antisemiten (sie nennt ihn in dem Dokument „Judenhasser“) mit Gebührengeldern zu unterstützen. Der Sender warb für das Konzert auch auf seiner Website und in den sozialen Netzwerken. Bis jetzt! Am Sonntag wurde jeder Hinweis auf die Show von Waters entfernt.

Roger Waters unterstützt BDS-Bewegung

Hintergrund ist Roger Waters‘ Beteiligung an einer Anti-Israel-Kampagne. Der Musiker unterstützt die so genannte BDS-Bewegung (BDS = Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen). Ziel der Aktion ist es, dass Israel aufgrund seiner aggressiven Politik gegen Palästinenser von Künstlern boykottiert werden soll. Der politische Druck soll Israel dazu bringen, Palästinenser anders zu behandeln und Bewegung in die Palästina-Frage bringen.

Die Aktion ist in der Vergangenheit häufig aufgrund ihrer Radikalität in die Schlagzeilen geraten. So wurden Radiohead wochenlang mit öffentlichen Aufrufen zum Streichen ihres Konzerts in Tel Aviv konfrontiert. Sänger Thom Yorke bezog dabei mehrmals Stellung, die britische Band absolvierte schließlich in Israel den geplanten Auftritt und demonstrierte ihre Meinungsfreiheit mit dem längsten Konzert, das sie seit elf Jahren gegeben haben. Auch zwei Gigs von Nick Cave in der israelischen Hauptstadt wurden stark kritisiert. Doch der Sänger wehrte sich in einem Statement gegen die politische Bevormundung.

WDR-Intendant antwortet persönlich

Waters setzte sich nicht nur aktiv für die Interessen der BDS-Bewegung ein (z.B. mit offenen Briefen an Künstler), sondern provoziert auch während seiner Konzerte mit Symbolaktionen. So lässt er u.a. Ballons in Schweineform mit Davidstern darauf aufsteigen.

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Gleich mehrere Aktivisten richteten sich mit Mails und Briefen an den WDR, um die Kooperation zu rügen. Die Petition der Kölnerin wurde laut „Bild“ von 1.300 Personen unterschrieben. Tom Buhrow antwortete schließlich in einer persönlichen Mail, die dem Blatt vorliegt: „Ich spüre, dass nicht viele Worte und Argumente Sie überzeugen werden, sondern nur eine eindeutige Handlung“.

Wie am Montag (27. November) bekannt wurde, beenden auch der BR und der SWR ebenfalls ihre Kooperation mit dem Konzertveranstalter für Konzerte im süd(west)deutschen Raum.

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