Aus dem Geist von Gedichten und Briefen: Loz Hardys Kingmaker

Loz Hardy. Allein schon der Name. Wo kriegt die englische Popmusik bloß immer solche Typen her? Er bt nicht nur smart, drahtig und höflich, sondern er kann auch kluge Dinge über Saul Bellow und Francis Bacon sagen.

Ein Gerücht besagt: Kingmaker beständen nicht nur aus ihm, sondern es gäbe noch andere Mitglieder. Zum Beispiel für die Bedienung von Baß und Schlagzeug. Dummerweise ist weit und breit nichts von ihnen zu sehen: Mit Hardy-Interviews aus der Musikpresse kann man die Wände tapezieren irgendein Mike oder John taucht nie auf. Natürlich singt Loz, und die Texte stammen von ihm. „Die Musik allerdings entsteht in einem kollektiven Prozeß“, versichert Hardy. „Wir spielen viel so vor uns hin, bis etwas Gutes dabei herauskommt.“

Wir? Das Booklet des neuen Albums „In The Best Possible Taste“ – nach bestem Gewissen und unter Einhaltung des britischen Reinheitsgebotes für geschmackvolle Popmusik aufgenommen – zeigt drei Männer, die sehr britisch aussehen. Zumindest haben Kingmaker ihren König gefunden, auch wenn Loz alles andere als glücklich aussieht In einem eh schon stockdunklen Raum versteckt er seine Augen hinter den großen Gläsern einer Sonnenbrille. Wohl weniger, weil er so cool ist, sondern eher aufgrund einer gewissen Reizbarkeit. Die zeichnet neuerdings auch seine Texte aus. Vor einigen Jahren noch landeten Kingmaker-Singles wegen aggressiver Zeilen wie „Bomb all die idiots!“ auf dem Radio-Index. Heute beschreibt Loz kunstvoll und wortreich andere Katastrophen wie etwa einen Spaziergang mit dem Girlfriend in der Stadt, bei dem ihnen ihr Ex-Lover über den Wegläuft.

Wie es sich für einen Mann des Wortes gehört, entstehen die Song-Texte aus einer permanenten Schreiberei: „Ich schreibe eine Menge Kurzgeschichten, sehr lange Gedichte und vieles anderes Zeug, aus dem dann letztlich die Strophen destilliert werden. Aussetdem benutze ich meine Briefe – ich stehe mit einer Menge Leute in Briefkontakt.“ Am Ende entsteht die gitarrenlastige, aber komplexe Popmusik, die Hardy dennoch stets „Rock“ nennt. „Mit Brit-Pop habe ich nicht viel zu tun.“

Sicher hätte Loz Hardy zu einem echten Star getaugt – wäre da nicht diese störrische Schwermut um ihn. 1991, aus Anlaß des Debüt-Albums „Eat Yourself Whole“, hatten es die britischen Weeklies mal mit ihm als Hype der Woche probiert. Das blieb wohl beiden Seiten als unerfreuliche Erfahrung in Erinnerung. „Heute kommuniziere ich mit meinen Fans nur noch auf direktem Wege: bei Konzerten“, meint Hardy. Er seufzt – und sagt etwas wirklich Melancholisches: „Im Grunde geht es doch darum, überhaupt dabei zu bleiben. Immer noch ein nächstes Album machen zu können – das ist alles, was ich mir wünsche.

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