Arne Willander schaut fern: Carolin Kebekus, die lustigste Frau Deutschlands
Ihr Buder David Kebekus, mit dem sie einen Podcast macht, ist übrigens auch sehr lustig. Es liegt also in der Familie.
Sie verfügt über das, was man „Funny Bones“ nennt – ein einerseits körperliches Genie (des Stehens, des Gehens, der Gestik und Mimik), andererseits das Ingenium der Sprache. Carolin Kebekus ist das Kölsche und das Volkstümliche gegeben, sie kann aber auch Dialekte imitieren und den, sagen wir, Jugendjargon. Dabei ist sie derb auf eine Weise wie früher Lisa Fitz im Bayerischen.
Außerdem ist Carolin Kebekus schwanger und macht diesen anderen Umstand zum Thema ihrer Sendung – jedenfalls beim einleitenden Stand-up-Vortrag, einer Disziplin, die niemand in Deutschland so gut beherrscht wie sie. Vielleicht Jan Böhmermann. Kebekus fehlt aber der aufklärerische Impetus – sie laviert quer durch den Garten des Zeitgeschehens, darin gleicht „Die Carolin Kebekus Show“, kurz „DCKS“, der alten „Harald Schmidt Show“.
Heiter statt bösartig
Kebekus hat, grob gesagt, zwei Gegner: das Patriarchat und die katholische Kirche. Also eigentlich einen Gegner mit zwei Köpfen. Weil sie auch gut singen kann, hat sie in einer Art Madonna-Video den kölschen Klüngel um Kardinal Woelki persifliert. Ein Glanzstück der Sendung sind ihre Auftritte mit der genialischen Imitatorin Martina Hill als Larissa. Die Influencerinnen-Parodie hat einen heiteren Überschwang, es ist keine bösartige Denunziation.
Auch aus dem Dialog mit Collien Ulmen-Fernandes, die so gern aus klischeehaften Kinderbüchern für Mädchen und Jungen zitiert, schlägt sie Funken. Beim „DCKS“-Festival – im vorletzten Jahr in Köln – traten ausschließlich Frauen auf. Und bei einer Sendung waren 100 Schwangere im Publikum. Das alles demonstriert, ohne demonstrativ zu sein.
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Carolin Kebekus verfügt über eine Gabe, die jede Party bereichert: Sie kann verschiedene Arten von Furzgeräuschen nachahmen, ja erfinden. Einmal machte sie das bei Bettina Böttingers „Kölner Treff“, einmal bei „DCKS“. Da beeumeln sich alle.
Immer wieder gern hört man auch die Döntjes über ihren Vater und Schwänke aus dem Karneval. Nun hört man im rheinischen Raum und im WDR das ganze Jahr über Schwänke aus dem Karneval, auch wenn kein Karneval ist. Carolin Kebekus gibt der üblichen Folklore aber eine angenehm selbstironische Note. Ihr Buder David Kebekus, mit dem sie einen Podcast macht, ist übrigens auch sehr lustig. Es liegt also in der Familie.