Arne Willander schaut fern: Die Marschallin des Glücks

Emilia-Romagna und Äußere Hebriden: Keine Reise kann so schön sein wie eine Reise mit Tamina Kallert in „Wunderschön“ im WDR.

So wenig ich das Reisen selbst schätze, so sehr liebe ich Reiseberichte (Mark Twain, Evelyn Waugh, Montaigne) und Reisesendungen (Hardy Krüger, Kapitän Hansen, Bettina Tietjen). Die beliebteste Sendung des WDR muss „Wunderschön“ mit Tamina Kallert sein. Derweil hat Judith Rakers einige Ausflüge in norddeutsche Seenlandschaften gemacht, die dem Klischee der „kühlen Blondine“ entsprechen. Wo sie ist, weht eine frische Brise.

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Tamina Kallert aber ist selbst der Wirbelwind. Sie packt immer kleine Souvenirs in einen Rucksack mit der Aufschrift „Wunderschön“, den die Zuschauer später gewinnen können (bei den Wiederholungen wird „Heute keine Verlosung“ eingeblendet) – aber eigentlich müsste sie einen Tornister verlosen, in dem ihr Marschallstab des Glücks ist.

Ihr Strahlen verzaubert auf den Äußeren Hebriden von Schottland noch den grimmigsten Inselbewohner und das grummeligste Fransenpony. Tamina Kallert verfügt über eine Gabe, die für das Reisen notwendig ist: Sie begeistert sich für alles, was ihr begegnet. Sie trinkt keinen Whisky – jetzt trinkt sie den Malt in einem Pub. Sie hat noch nie Haggis gegessen – nun bestellt sie eine Portion davon. Sie ist noch nie mit einem E-Bike gefahren – jetzt macht sie eine Expedition mit einem ortskundigen Fahrradfahrer.

Ihr macht das alles Freude. Sie steigt in niedrige Lehmhütten und auf Türme. Sie besucht eine Weberin, die den weltberühmten schottischen Tweed herstellt. Sie steigt auf Fähren und in Motorboote. Außerdem lernt man viel über die Insel Lewis and Harris. Paul McCartney könnte mal einen Song über sie schreiben. Lewis, nicht Tamina.


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Die schönste Sendung mit Tamina Kallert ist die Reise durch die Emilia-Romagna. In dieser berückenden Kulturlandschaft erkundigt sie sich nach der Herstellung des Parmesankäses und der Tagliatelle, sie besucht die älteste Universität der Welt in Bologna und begegnet Nicoletta, der Witwe Luciano Pavarottis, in Modena. Sie bewohnt noch immer das Haus, das Luciano baute (na ja, nach seinen Vorstellungen einrichtete), und hat all die Fotos in den Zimmern drapiert. Tamina geht mit einer deutschen Studentin durch Bologna und trinkt Rotwein mit einem eleganten Signore auf einem Hügel. Obwohl sie sonst keinen Rotwein trinkt.

Kurzum: Die Reisen mit Tamina Kallert sind perfekt.

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