Arne Willander schaut fern: Klassiker der Kochsendungen

Die nachmittägliche „Küchenschlacht“ mit Profis und leidenschaftlichen Amateuren im ZDF ist eine Ausnahmeveranstaltung. Hier geht es um die „Liebe zum Produkt“.

Während die spätabendlichen Kochsendungen von Kerner und Lanz sich verlaufen haben und auch das samstägliche „Lafer! Lichter! Lecker!“ abgesetzt wurde, gibt es noch immer die nachmittägliche „Küchenschlacht“ – seit 15 Jahren und mehr als 3500 Sendungen.

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An jedem Wochentag um 14.15 Uhr kochen zunächst sechs, am Freitag dann nur noch zwei Hobbyköche unter Aufsicht eines Profis. Diese Sendung hat Verehrer nicht bloß unter älteren Menschen. Manche jungen Menschen haben mit dem Kochen erst begonnen, weil sie die „Küchenschlacht“ gesehen haben und sich als Kandidaten bewerben wollen. Schwäbische Hausfrauen, ostfriesische Feuerwehrleute, italienische Balletttänzerinnen und österreichische Versicherungsmakler bemühen sich unter Zeitdruck und den Fragen des Zeremonienmeisters. Am Ende kommt ein Juror, oft ein Sternekoch, und verkostet die Speisen an einem runden weißen Tisch. Ein Gericht wird es nicht schaffen.

Bei dieser Sendung waltet eine im TV ungewöhnliche Ernsthaftigkeit

Unter den Moderatoren sind die erfahrensten Fernsehköche des Landes. Die strenge Cornelia Poletto behält die Zügel souverän in der Hand und kocht lässig nebenbei. Mario Kotaska ist ein charmanter Plauderer. Nelson Müller ist der joviale Launebär. Die größte Kanone in der „Küchenschlacht“ ist aber Johann Lafer. Der schnauzbärtige Steirer spricht immer zu laut, ja er ruft ins Studio. „Mein Liabba, herzlich willkommen!“ Am besten gefallen ihm die Speisen, die er selbst zubereitet. Zärtlich kostet er seine Frikadellen aus Kichererbsen und lobt sich: „Ich könnte sie nicht besser machen!“

Mit der Behutsamkeit eines Pianis- ten beugt er sich über eine Schüssel Salat oder schneidet ein Stück Fleisch an. Dann kaut er langsam und grient. „Das braucht noch Wumms! Noch etwas Salz dran, verstehst?“ Oder: „Das ist die perfekte Mischung. Außen verbrannt und innen noch kalt.“ Einem begabten Brasilianer ruft er entgegen: „So, Brasilien. Karneval! Woas moachst in Flensburg?“ Andererseits geizt der Gemütsmensch nicht mit Lob.


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Die eigentliche Verkostung ist immer auch ein Fest der Semantik, denn nicht einmal Johann Lafer labert dem Juror dazwischen. Und die Hobbyköche werden von den Experten niemals vorgeführt. Es waltet eine im Fernsehen ungewöhnliche Ernsthaftigkeit. Köche nennen es wohl „Liebe zum Produkt“.

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