„Dawn of the Dead“: David „Flyboy“ Emge, der berühmteste Zombie, ist tot

Durch seine Darstellung als „Flyboy“ und Zombie wurde er berühmt.

David Emge ist tot. Das vermeldet „Pierre Funeral Home“. Der Schauspieler, bekannt geworden durch seine Hauptrolle in George A. Romeros „Zombie“ (1978),  wurde 77 Jahre alt.  Emge verstarb am 20. Januar, die Todesursache ist nicht bekannt. In „Dawn of the Dead“, wie „Zombie“ international betitelt ist, spielte er den Hubschrauberpiloten Stephen, auch „Flyboy“ genannt, und einen von vier Überlebenden der Untoten.-Apokalypse, die sich in einer Mall eingerichtet haben. Als Angsthase des Quartetts ist er – bevor er schlussendlich doch gebissen wird – ständiger Piesackerei durch die anderen ausgesetzt; selbst seine Freundin Francine (Gaylen Ross) ist hilfos.

Emge war nach dem Film noch in weiteren Streifen und Fernsehserien zu sehen, war aber danach vor allem für Auftritte auf Fan-Conventions bekannt. Sein markanter steifer Gang als geplagter Zombie galt als herausragend und wird bis heute bei Zombie-Partys, auch in der Monroeville Mall, wo „Dawn“ gedreht wurde, kopiert. Mit Emge stirbt im echten Leben der erste der vier „Dawn of the Dead“, Helden, neben ihm und Ross noch Ken Foree („Peter“) und Scott H. Reiniger („Roger“).

Lesen Sie hier unsere Review von „Dawn of the Dead“:

Wann immer wir heutzutage Zombie-Filme sehen, sehen und empfinden wir die Sache so: Zuerst hat man Angst vor den Untoten. Dann muss man über sie lachen, weil sie so tollpatschig sein können. Später tun sie einem leid. Irgendwann werden sie für uns so nebensächlich, wie sie auch den Menschen im Film nebensächlich werden. Deshalb gehen sich die eingepferchten Menschen vor Frust gegenseitig an den Kragen – und diese Unachtsamkeit öffnet irgendwo eine Tür, die die Zombies wieder ins Spiel bringt.

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Nichts kann fataler sein als Lagerkoller und Überheblichkeit. Die Macher der US-Serie „The Walking Dead“, die sich auch um Zombies dreht, haben die eigentliche Gefahr schön mit ihrer Tagline „Fight the Dead. Fear The Living“ zum Ausdruck gebracht.

Auch George A. Romeros zweiter Film über die lebenden Toten, „Dawn Of The Dead 2“, spielt mit diesen Abläufen. Vier Leute fliehen im Angesicht der Apokalypse in eine von Menschen verlassene Shopping Mall. Nachdem sie die darin herumstreunenden Zombies in den Griff bekommen haben, alle weggefegt, wird ihr ganz persönlicher Konsum-Traum wahr. Hunderte Geschäfte und deren Waren liegen schließlich brach.

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Die längste Version des Films dauert rund 160 Minuten, und für einen Zeitraum von fast einer halben Stunde spielen die Untoten nahezu keine Rolle. Das Angebot verändert die Persönlichkeiten, aus dem Polizist wird nun ein mit Pelz und Flinte bewaffneter Großwildjäger, eine Journalistin verkleidet sich als Model. Der Wohlstand blendet die Gefahren jedoch nur aus, denn das Treiben des Quartetts wird von anderen Überlebenden observiert.

Die gefallenen Soldaten kommen wieder

Regisseur Romero äußerte sich selbst nur selten über mögliche Allegorien, jedoch schien auch sein zweites Zombie-Werk eine politische Motivation zu haben. Der Erstling „Night Of The Living Dead“ von 1968 wurde von vielen als Vietnamkriegs-Film gesehen, mit den Untoten als Wiederkehrer gefallener US-Soldaten. Dass der einzige Überlebende des Zombie-Angriffs, ein Afro-Amerikaner, am Ende von patrouillierenden Rednecks erschossen wird, sei Romeros Verweis auf den Rassismus in der amerikanischen Gesellschaft gewesen.

Mit „Dawn Of The Dead“ kritisierte er nun den Kapitalismus. Neben den im Einkaufszentrum wandelnden Menschen sind es schließlich auch die auferstandenen Leichen, die ziellos und mit dummen Gesichtsausdruck von Geschäft zu Geschäft schlendern, weil sie, wie die Hauptfigur Peter (Ken Foree) sagt, „sich dorthin hingezogen fühlen, wo es sie an ihr altes Leben erinnert.“

Dawn of the Dead, 1978

Neben all den Deutungen war „Dawn Of The Dead“ aber vor allem auch eines: ein sehr effektiver Horrorstreifen, ein Vorreiter des Splatterfilms. Zombiefilme gelten heute wie selbstverständlich als die blutigsten des Genres. Aber alle Werke vor „Dawn“, auch Romeros „Night Of The Living Dead“, waren schockierend, aber nicht sehr blutig.

Dieser Film nun war mit einem geschätzten Budget von 560.000 Dollar, gemessen am Produktionsjahr 1978, durchaus ein A-Werk. Er lief regulär im Kino – nach Deutschland holte den Film Bernd Eichinger – und zeigte selbst in seiner zensierten Fassung äußerst drastische Aufnahmen, von explodierenden Köpfen bis zur Ausweidung eines Menschen durch zwanzig Zombiehände.

Wie kein Regisseur zuvor erkannte Romero das Potential der Kreaturen. Nach seiner Definition, die heute Kanon ist, sind die wandelnden Leichen äußerst widerstandsfähig. Solange man ihr Gehirn nicht zerstört, greifen sie immer weiter an, auch wenn man sie nach und nach zerteilt. Dem Genre bieten solche Gesetze natürlich eindrucksvolle Szenarien.

Sind wir schneller?

So wurde der Zombie ab Ende der Siebziger zum wahrscheinlich populärsten Filmmonster. Vor allem die Italiener um Lucio Fulci drehten zahllose Werke mit Untoten; auch die Kannibalenflicks ab 1980 bedienten sich jener so genannten Gore-Effekte, bei denen Leute in möglichst viele Einzelfasern zerlegt werden.

In den Billigstreifen zählte das Blut jedoch mehr als die Moral. Dabei sollte man seinen Romero immer im Hinterkopf behalten: Es sind die Menschen, die die eigentliche Gefahr darstellen, nicht die tumben, trottenden Untoten, die uns nie gefährlich werden können, solange wir schneller handeln.

 

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