Die 10 besten Songs der Doors

An den Doors hängen viele Erinnerungen. Zehn Autoren des ROLLING STONE über ihre Lieblingsstücke

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1 Break On Through (To The Other Side) („The Doors“, 1967)

Die Doors waren von Beginn an eine große Inszenierung all der Klischees und Pathosformeln, die sich bis Mitte der Sechziger in der Popkultur angesammelt hatten – Sex, Drogen, Geniekult, Sonnenbrillen ... Insofern sind sie das dunkle Gegenstück zu den Monkees, der anderen Band aus Hollywood. Die subversivste aller Boybands legte ihre Philosophie im Herbst 1966 auf „(Theme From) The Monkees“, dem ersten Song ihres Debüts, offen, und die Doors taten es ihnen drei Monate später gleich. „Break On Through (To The Other Side)“ war ihre erste Single und eröffnete „The Doors“. In diesen popfreundlichen zweieinhalb Minuten ist schon alles angelegt: die dionysische Dichterpose, der Blues, die Metaphysik des Rausches, der Jazz, die Orgel, die Zerrissenheit. Besser – und das unterscheidet die Doors von den Monkees – wurde es nicht mehr. (MAIK BRÜGGEMEYER)

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2 Love Me Two Times („Strange Days“, 1967)

In einer kleinen Bumsbude, Matratze und Weinflasche auf dem Boden, flatternde Gardinen, draußen Kalifornien im Auto, bettelt ein Mann eine Frau an: Noch mal! Zwar hat den Text eigentlich Robby Krieger geschrieben, und der befeuert vielleicht nicht ganz so viele feuchte Träume wie Morrison, doch hier wird Elementares der Rockmusik formuliert: Liebe mich, sofort. Ob man die Interpretationen bis „ich muss nämlich in den Vietnam-Krieg“ ausdehnen sollte, ist Ansichtssache. Auf „Strange Days“ schwingt der Song sich, angestoßen vom Cembalo, gen genüsslichen Nachmittagssex, als Live-Version auf „Alive She Cried“ spielt Manzarek Moogbass und Orgel, und es treibt sich wie von selbst. (JENNI ZYLKA)

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3 Back Door Man („The Doors“, 1967)

Der Bruder eines Freundes besaß die erste Doors-LP bereits Anfang 1967, also wurde sie examiniert, „Light My Fire“ für zu lang und „The End“ für zu langatmig befunden. „Alabama Song“ roch verdächtig nach Gemeinschaftskundeunterricht, aber „Back Door Man“ verströmte Gefahr. Es war nicht der animalische Schrei, nicht Riff, nicht Beat, nicht einmal Jim Morrisons hohntriefender Ton, der mich anzog und zugleich abstieß. Okay, das alles auch, aber vor allem waren es die buchstäblich hinterhältig ins Bewusstsein dringenden Worte. „I am the back door man“, deklamierte dieser Lüstling. Hier ging es um etwas Verbotenes, so viel war auch einem 16-Jährigen klar, dem sich das sexuelle Innuendo von „Little Red Rooster“ mählich offenbart hatte. Solange das Mysterium „Back Door Man“ eines war, verfolgte mich der Song, erst recht, als ich Howlin’ Wolfs ungleich potenteres Original kennenlernte. Wolf war Voodoo, daneben verblasste das dionysische Rollenspiel eines frivolen Exhibitionisten nach und nach. Im Sommer 1970 erlebte ich die Doors auf der Isle of Wight, unmittelbar nach Emerson, Lake & Palmer, deren hohler Pomp mit der torpiden Vorstellung einer Band mit Bart merkwürdig kontrastierte. Doch sie eröffneten mit „Back Door Man“, und für Momente war da wieder der Kitzel des Geheimnisvollen, des Entfleuchens durch die Hintertür. Endgültig ihren Reiz verlor die Doors-Version von Willie Dixons ungeniertem Versteckspiel erst Jahrzehnte später, durch die Enthüllung überlebender Doors-Mitglieder, für Jimbo habe „Back Door Man“ nur eine Bedeutung gehabt: Analsex. (WOLFGANG DOEBELING)

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4 Blue Sunday („Morrison Hotel“, 1970)

Es ist ein Gemeinplatz, dass Jim Morrison als Dichter nichts taugt. Vor 25 Jahren erschien seine Lyrik ohne Musik, und seitdem gilt (Frauen und Pubertierende ausgeschlossen): Morrison war ein Hochstapler, er konnte nicht dichten wie William Blake und Arthur Rimbaud. Kann Dylan auch nicht. Lange dachte ich, all die schönen kurzen Songs der Doors hätte Robby Krieger geschrieben. Diese Bierdeckelpoesie. Die tollen Melodien. Aber „Blue Sunday“, unscheinbar auf „Morrison Hotel“, stammt von Jim Morrison. „My girl awaits for me in tender time/ My girl is mine/ She is the world/ She is my girl.“ Mehr braucht es doch nicht. (ARNE WILLANDER)

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5 Youre Lost Little Girl („Strange Days, 1967)

Auf einem Album voll unfassbarer Songs („Moonlight Drive“! „People Are Strange“!) versteckt sich zwischen „Strange Days“ und „Love Me Two Times“ dieses seltsame kleine Lied, das ohne viel Lyrik auskommt – und doch so suggestiv, so sinnlich und beängstigend ist. Es liegt an der Art, wie Jim Morrison diese Zeilen singt: „I think that you know what to do/ Impossible? Yes, but it’s true ...“ Über der Diskussion, ob er als großer Poet durchgehen darf oder nicht, wird oft vergessen, was für ein fantastischer Sänger er war. Natürlich erinnert „You’re Lost Little Girl“ auch an den Satz aus Willie Dixons „Back Door Man“, der zu Morrison passt wie zu keinem anderen: „The men don’t know, but the little girls understand.“ (BIRGIT FUSS)

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6 People Are Strange („Strange Days“, 1967)

Alles so schön fremd hier! „People Are Strange“ von der zweiten Doors-Platte „Strange Days“ zeigt die Band von ihrer musikalisch verwaschensten und zugleich ihrer lyrisch scharfsinnigsten Seite. Durch blickdichten, leicht milchig besonnten Bodenklangnebel hindurch barmt Jim Morrison sein Mantra von der Fremdheit der ihn umgebenden Welt. Diese liegt gleichermaßen im Blick des Betrachters wie in den Physiognomien der betrachteten Menschen: „People are strange/ When you’re a stranger/ Faces look ugly/ When you are alone.“ Der Fremdheitsbegriff ist dialogisch gefasst, das „Ich“ und das „Du“ sind ohne einander nicht zu verstehen. Das gilt auch für die libidinöse Struktur dieses Lieds. Einerseits leidet Morrison an der Fremdheit der ihn umgebenden Welt, andererseits erfreut er sich an der eigenen Fremdartigkeit. So erleben wir die Dialektik des Hippietums, seine unauflösbare Verschränkung von Larmoyanz und Arroganz. Hier in einer ihrer frühesten und elementarsten Gestalten! Unter den zahlreichen Coverversionen des Stücks möchte ich besonders jene von Das Racist hervorheben, einem hypernervösen und -talentierten Brooklyner Rap-Kollektiv. Bei ihm wird das Vexierspiel zwischen dem verfremdenden Blick und der Fremdheit des Angeblickten schlau ins unendliche Werden gedehnt: „I know I look a little bit strange/ But probably your little opinion will change/ And change and change and change again/ The only consistence is change my friend“. (JENS BALZER)

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7 Riders On The Storm („L.A. Woman“, 1971)

Natürlich, The Doors waren im engeren Sinne nie eine amtliche Discotruppe wie, sagen wir, KC and the Sunshine Band. Dennoch muss man ganz klar festhalten, dass auf den Dancefloors der allerersten Diskotheken in den späten 60ern und frühen 70ern auch eine ganze Menge Musik von den dark groovenden Doors lief, den Urahnen düsterer Discomusik. „Riders On The Storm“, das letzte jemals aufgenommene Doors-Stück, erfreute sich dabei besonderer Beliebtheit – übrigens bis heute. Neben Trance-Remixen und Chillout-Versionen sei vor allem die sehr gelungene Interpretation von Snoop Dogg empfohlen, der einfach über das Original rappt. Zu finden auf dem Soundtrack des Films „Need For Speed 2“, wo man nie im Leben danach gesucht hätte. (HANS NIESWANDT)

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8 Alabama Song (Whiskey Bar) („The Doors“, 1967)

Der wohlfeile Kunstgewerbe-Hit aus der Feder von Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik) für die kapitalismuskritische Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von 1930. Die Band stieß im Hause Ray Manzareks auf die Platte und fand die Stimmung der kaputten Weimarer Republik durchaus vergleichbar mit der eigenen Sicht auf die USA der Sixties. Morrison änderte die zweite Strophe: „Show us the way to the next pretty boy“ zu „Show me the way to the next little girl“, und Manzarek durfte den Tingeltangel-Tastenmann geben. Eine unverwüstliche Schunkelnummer für nachts um halb drei. (RALF NIEMCZYK)

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9 Love Her Madly („L.A. Woman“, 1971)

Aus dem trockenen Bluesrock-Acker sprossen manchmal die lieblichsten Pop-Blümchen. Auf fast jedem Doors-Album finden sich nämlich zwei, drei Songs – meist aus der Feder von Robby Krieger –, die den sumpfig-düsteren Grundton der Band um ein paar luftige Facetten bereicherten. „Love Her Madly“ zieht die schweren Vorhänge auf, und der Drogennebel, der unheilschwanger über Morrisons Geist waberte, lichtet sich kurz. „Don’t ya love her as she’s walkin’ out the door?“, dröhnt er zu Kriegers treibender Gitarre und Ray Manzareks herrlichem Jangle-Piano. Am Ende ist es aber doch wieder ein halluzinogenes Auflodern, eine verführerische Schimäre, ein liebeskranker Fiebertraum. (MAX GÖSCHE)

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10 Love Street („Waiting For The Sun“, 1968)

In den achtziger Jahren wollten meine Freunde und ich unbedingt Hippies sein. Wir rauchten – in Ermangelung besseren Stoffs – Bananenschalen und Muskatnuss und hörten The Doors. Irgendwann behauptete jemand, Muskatnussrauchen könne zu Blindheit führen. Auch mit den Doors hörten wir bald auf. Eine Zeitlang aber waren sie die Größten. Schon damals gefielen mir ihre weniger gespreizten, weniger inszenierten Songs deutlich besser. Mein Favorit ist „Love Street“: Morrison drückt hier mal nicht so sehr auf die Schamanen-Tube, und auch das Orgel von Ray Manzarek bleibt aus – stattdessen gibt es ein Piano. (ERIC PFEIL)

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