Die 100 besten Debütsingles aller Zeiten
Die komplette Liste der besten 100 Debütsingles aller Zeiten, gewählt vom amerikanischen ROLLING STONE. Eine Sammlung aus mehreren Jahrzehnten Pophistorie.
90. The Weather Girls: „It’s Raining Men“
Paul Jabara, Songwriter für Donna Summer, wusste, dass er einen Hit hatte, als er 1981 seinen Arrangeur anrief – Paul Shaffer vor seiner Zeit bei Letterman – und ihm von der Idee für den Song erzählte. „Paul war offen homosexuell und er sagte zu mir, ich zitiere: ‚Die Schwuchteln werden es lieben’“, erzählte Shaffer Rolling Stone 2014. Summer, Cher, Diana Ross und Barbara Streisand lehnten den Song alle ab. Die ehemaligen Sylcester-Backroundsängerinnen Martha Wash und Izora Armstead und ihr eingängiger Pop-Hit wurden schnell in der LGBTQ-Community sowie in Hollywood aufgenommen, sodass sie sechs Million Kopien weltweit verkauften. Wash sagte Rolling Stone 2014: „Es ist zu einem Lied geworden, zu dem Großeltern, Eltern und Kinder alle singen und tanzen können.“
89. Destiny’s Child: „No, No, No“
Stellen sie sich den Moment vor, in dem die Welt das erste Mal die magischen Stimmen von LeToya, Kelly und LeTavia hörte! Alles klar, aber bereits zu Beginn war ein Mitglied der Girl Group ein wenig gleicher als die anderen. „No, No, No“ war Beyoncés erster Streich, als die Band noch als die neuesten Protegées von Wyclef Jean gesehen wurde. Das Lied heute zu hören, bedeutet eine Zeitreise an einen Punkt, an dem dies der einzige Beyoncè-Song war, den irgendjemand kannte. Es war trotzdem offensichtlich, dass sie einiges auf dem Kasten hatte, und „No, No, No“ stieg auf Platz drei der Charts ein. Sie konnte es einfach von Anfang an.
88. Pink Floyd: „Arnold Layne“
Pink Floyd waren bereits Legenden in der Londoner Underground-Szene für ihre psychedelischen Live-Jams im UFO-Club. Doch ihre erste Single war das fröhliche (und sehr englische) Liedchen „Arnold Layne“. Syd Barrett schrieb es im Kinks-Stil als die Geschichte eines Kleinstadtexzentrikers mit einem Fetisch für den Diebstahl von Damenunterwäsche von den Wäscheleinen. Wie Syd damals erklärte, war das alles nur Spaß. „Arnold Layne mag zufällig Frauenkleider“, sagte er. „Das tun eine Menge Leute, also stellen wir uns der Realität.“
87. Duran Duran: „Planet Earth“
Der neue romantische Lebensstil wurde in einem Lied zusammengefasst. Duran Duran machten „Planet Earth“ zu einer Hymne dafür, dass man sich verkleidet und den Lippenstift verschmiert und die ganze Nacht mit mysteriösen Fremden tanzt, auch wenn es nur in der Privatsphäre des eigenen Geistes geschieht. Sie machten sich daran, ihre beiden Lieblingsbands in einem Lied zu vereinen: Chic und die Sex Pistols. „Planet Earth“ hat den Disco-Flash der Ersteren (über die Basslinie von John Taylor) und den Punk-Bravado der Letzteren – ein wahrer Durchbruch. Taylor Swifts „New Romantics“ ist der Beweis dafür, dass diese Ästhetik nie sterben wird.
86. Public Image Ltd.: „Public Image“
Die Sex Pistols waren Geschichte, und Johnny Rotten – der nun reif genug war, um als „John Lydon“ bezeichnet zu werden – wusste, was die Leute von ihm hielten, also war er der Geschichte voraus. „You never listened to a word that I said/You only seen me from the clothes that I wear“, singt er über ein geschmeidig gleitendes Gitarrenriff, das klingt, als gäbe es keine Sorgen auf der Welt. Was auch immer Sie von Lydon dachten, Sie hatten sich geirrt. Seine neue Band, Public Image Ltd. zeigte, dass er zu weitaus artigeren Dingen fähig war, als die Pistols sich je erträumt hatten, wenn er die Kontrolle hatte. „The public image belongs to me“, singt er. „It’s my entrance, my own creation, my grand finale, my goodbye.“
85. Weezer: „Undone – The Sweater Song“
Noch nie war Strickwaren so tragisch wie in Weezers Debüt „The Sweater Song“ von 1994. Das von Malaien durchdrungene Intro ist durch und durch aus den Neunzigern, und die schmetternde, sparsame Gitarrenlinie ist die Blaupause für den Indie-Rock der kommenden Jahrzehnte. Rivers Cuomo singt, als ob er auf dem Rücken im Bett liegt und einem Nervenzusammenbruch nahe ist. Das Gitarrenfeedback steht für den sprichwörtlichen Absturz von heute, als Cuomo in die Angst nachgibt und jammert: „If you want to destroy my sweater/Hold this thread as I walk away.“. „The Sweater Song“ ist ein Wechselspiel zwischen Langeweile und Zusammenbruch und übertrifft den alten Liebeskummer, obwohl er durchaus Teil der damaligen Zeit war.
84. Jackson Browne: „Doctor My Eyes“
Gleich zu Beginn signalisierten die hämmernden Klavierakkorde von „Doctor My Eyes“ Großes für den seligst deprimierten 24-Jährigen, der gerade zum ersten Mal durch den Äther strömte. Seine Worte, dass er sich müde und heruntergekommen fühlte, wurden von einem sonnigen Siebziger-Jahre-Rhythmus überdeckt – mit Russ Kunkel an den Congas und David Crosby und Graham Nash als Backing Vocals – und zwar so sehr, dass es einiger Zuhörer bedurfte, um den trostlosen Text des peppigen Songs zu erkennen. Browne war zwei Jahre davon entfernt, sein Meisterwerk „Late for the Sky“ zu veröffentlichen, aber dieser Charmeur deutete die Größe an, die noch kommen sollte.
83. The Raincoats: „Fairytale In The Supermarket“
Eine wild experimentelle Nachricht einer Band aus Londoner Punk-Frauen, die Klischees unter ihren Füßen zertreten. Ihre Rough Trade-Single „Fairytale in the Supermarket“ ist zerlumpt, rüpelhaft, aber voller Humor in den merkwürdig freundlichen Stimmen. Ana Da Silvas Gitarre klappert über der Hochgeschwindigkeits-Powerdrone von Vicky Aspinalls Violine, Gina Birchs Bass und Palmolives Schlagzeug. Die Raincoats singen darüber, wie man seine Identität herausfinden kann, wie man sich aus frauenfeindlichen Fallen befreit und warnen: „No one teaches you how to live!“ Wie Birch in Jenn Pellys Buch über die Band sagt: „Es war ein hausgemachter, chaotischer Sound.“
82. Mudhoney: „Touch Me I’m Sick“
Mit einem groben Gitarren-Riff und schäbbigen Lyrics war „Touch Me I’M Sick“ wirklich der erste großartige Grunge-Song. Er beginnt mit etwas, das wie ein Rülpser klingt. Ein Sound, der nur von davon gefolgt werden kann, dass Frontmann Mark Arm darüber singt, ein Sonderling, Trottel und Kranker zu sein – „and I don’t mind,“ singt er an einem Punkt, während er versucht, eine junge Dame mit der vermutlich schlechtesten Anmache jemals zu verführen: „Touch me I’m sick!“. Es stellte sich heraus, dass es der Anfang von etwas Wunderbaren war. Cameron Crowe wählte das Lied später für den Film „Singles“, in dem Matt Dillons fiktionale Band, Citizen Dick, singt: „Touch me I’m Dick!“
81. M.I.A: „Galang“
Nichts klang so wie „Galang“ von M.I.A. im Jahr 2004. Eine minimalistische Kollision stotternder Dancehall-Rhythmen, summender elektronischer Geräusche und Maya Arulpragasams forscher, mit Slang gefüllter Rap. „Galang“ (von Justine Frischmann von Elastica mitgeschrieben!) war ebenso einzigartig wie tanzbar. Es war auch ein großer Schritt vorwärts für die global orientierte Popmusik, denn M.I.A. – eine in London aufgewachsene Künstlerin srilankisch-tamilischer Abstammung – nahm einen karibischen Patois in den Refrain des Songs auf. Sie lieferte das Ganze mit einer Punk-Attitüde ab, die ihrer lyrischen Anspielung auf „London Calling“ von The Clash entsprach und Szenen von Paranoia und Gewalt beschrieb, die abwechselnd düster und sexy klangen. Es war eine passende Einführung in eine der abenteuerlichsten und provokativsten Figuren der Popmusik der letzten anderthalb Jahrzehnte.