Die Briten The Darkness machen Schluss mit Postmoderne – Ihr Glam-Metal ist wirklich ernst gemeint

Manchmal ist es ein Kreuz mit der Postmoderne. Wenn man nie etwas einfach als das nehmen kann, nach dem es eben aussieht, sondern stets lästige Bedeutungsvielfalt und penetrante Doppelbödigkeit mitbedenken muss. Was mitunter dazu führt, dass allergrößter Blödsinn versehentlich von tumbem Soschlecht-dass-es-schon-wieder-gut-ist-Getue hochgejubelt wird – oder, tragischer, gänzlich ernsthafte, leidenschaftliche Unternehmungen als ironisches Rumstibumsti geschmälert werden. Wenn junge Männer Spandexhosen mit Zebramuster tragen, mit überkandideltem Operettenfalsetto von der Liebe singen, dazu viel zu lange Gitarrensoli aus dem Queen/AC/DC/Van Halen-Giftschrank gniedeln und niemandem kommt in den Sinn, sie könnten all diese wundervollen Dinge ernst meinen.

„Das Ganze ist viel zu viel Aufwand, um nur ein Gag zu sein“, sagt Darkness-Sänger Justin Hawkins, der zum interview eine Art pinktarbenes, zu kurzes Schlafanzugoberteil trägt. „Unser Problem ist, dass Ironie sehr modern ist“, sagt Frankie Poullain, der Bassist. „Die Leute haben heute ja sogar ironische Frisuren.“ The Darkness sind kein wohlfeiles Metalrevival nach Art der schenkelklopienden Nostalgieshows auf RTL selbst wenn der Zauber als Witz gemeint wäre, wäre er so subtil, dass ihn diese Zielgruppe nicht verstehen würde.

Seit die Engländer für den renommierten Mercury-Preis nominiert waren, werden sie zu Hause nicht mehr ganz so oft gefragt, ob ihre Spreizsprünge und Haarspraymetal-Manierismen wirklich ernst gemeint seien. Drei Jahre hatten The Darkness in Winzpubs gespielt, ihre erste Single brachten sie selbst heraus, als Promoteam fungierten ihre Freunde. „Wir haben das sehr punk-mäßig organisiert“, erzählt Frankie. Als sie schließlich das Londoner Astoria ausverkauften, konnten sie zwischen etlichen Plattenfirmen-Angeboten wählen. Die Single „I Believe In A Thing Called Love“ stieg in England von 0 auf 2 ein, das Album „Permission To Land“ hielt sich vier Wochen an der Spitze.

„Unser musikalisches Können ist inzwischen anerkannt. Jetzt mäkeln die Leute nur noch an unserer Bühnenshow“, resümiert Frankie. Justins liebstes Outfit, die sogenannte „Fledermaus-Zuckerstange“, ist ein pink-weiß-gestreifter Catsuit mit ausgeschnittener Brustpartie, Fledermausärmeln und Lackledereinsatz am Hintern: „If something’s worth doing, it’s worth over doing. Das ist unser Motto.“ Frankie ergänzt: „Wir fragen nicht: warum? Wir fragen: warum nicht?“ The Darkness sind große Aphoristiker und kühne Visionäre. Für die Frühjahrstour hat Justin schöne Pläne. „Der Einmarsch auf die Bühne ist wichtig. Ich träume von einem Arse de Triomphe: einem riesigen Arsch, der sich auseinander ziehen lässt und durch den wir die Bühne betreten.“

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