Ed Sheeran: Mega-Alarm in Düsseldorf

Logistik am Rande des Wahnsinns. Jürgen Klopp feiert im Publikum. Drei Abschlusskonzerte sorgten für Schnappatmung

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Für die Düsseldorfer Multifunktions-Arena war es ein Wochenende der Superlative. Ein glänzend aufgelegter Ed Sheeran spielte auf. Jürgen Klopp feierte auf den Rängen. Der so genannte „Head Of Global Soccer“ beim Brausekonzern Red Bull kennt Sheeran aus seiner Zeit bei FC Liverpool.

Zum Abschluss seiner Tour zog der Ex-Straßensänger mit der roten Strubbelfrisur noch einmal alle Register. Mit insgesamt 200.000 Zuschauern war es die größte Veranstaltung, die der Komplex am Messegelände (vormals: Rheinstadion) bislang gesehen hat.

Dreimal hintereinander Mega-Alarm. Während auf der Bühne alles nach Pop-Lehrbuch lief, geriet besonders die Abreise vieler Fans zum Geduldsspiel.

Veranstalter D.Live zieht gleichwohl eine positive Bilanz – und gibt zu: Es musste laufend nachgebessert werden.

„Sonst haben wir rund 45.000 Menschen zu Gast – die Ed Sheeran-Konzerte sind eine echte logistische Herausforderung“, erklärt D.Live-Chef Michael Brill gegenüber der „Rheinischen Post“. Die übliche „Challenge“ bei solchen Groß-Events: Alle wollen irgendwann fast gleichzeitig nach Hause.

Rund 120.000 Zugriffe verzeichnete das Tool

Um den Verkehrsfluss zu entzerren, hatte man eigens eine neue „Mobility“-App aufgesetzt, die individuelle Anreiseplanungen ermöglichen sollte. Rund 120.000 Zugriffe verzeichnete das Tool.

Doch gerade bei der Absetzung per Taxi oder privatem Fahrdienst kam es zu chaotischen Situationen. „Der Drop-Off war ein Riesenproblem“, so Brill. Viele Fahrer hielten sich nicht an die ausgewiesenen Zonen und ließen Fahrgäste mitten im Verkehrsfluss aussteigen – mit entsprechendem Rückstau. Auch einige Shuttle-Busse verfuhren sich. Ergebnis: verstopfte Straßen, genervte Fans.

Das eigentliche Problem lauerte aber am Ende des Konzerts: Zehntausende wollten gleichzeitig raus. Um gefährliche Engpässe zu vermeiden, setzte D.Live auf ein Konzept namens „Zwangsführung“ – die Besucher wurden in gelenkten Strömen durch das Gelände geleitet. Das sorgte für kuriose Situationen: Selbst Hotelgäste, die in der Nähe untergebracht waren, mussten kilometerlange Umwege laufen. „Wir hatten keine Drucksituationen, keinen Anlass zur Sorge“, betont Brill.

Viele empfanden die Wegeführung als unnötig lang – und chaotisch.

150 Einsatzkräfte allein für die Verkehrslenkung vor Ort

Für die Folgekonzerte am Samstag und Sonntag wurde reagiert. Die „Kiss & Ride“-Zonen wurden erweitert, zusätzliche Straßen gesperrt, um Fußgänger- und Shuttle-Verkehr besser zu trennen. Die Messe Düsseldorf unterstützte trotz parallel laufendem Aufbau der Caravan-Messe.

Insgesamt waren rund 150 Einsatzkräfte allein für die Verkehrslenkung vor Ort – und es wurden laut Veranstalter sage und schreibe 150 Kilometer Absperrband verbaut. Der Aufwand: gigantisch. „Aber er hat sich gelohnt“, so Brill. „Es war ein absolut grandioses Konzert. Die Menschen haben beseelt die Arena verlassen.“

Auch Ed Sheeran selbst zeigte sich gerührt vom Aufwand seiner Fans. In einer Ansprache während des Sets bedankte er sich bei allen, die „Babysitter organisiert, Bahntickets gekauft und lange Wege auf sich genommen“ hätten. Eine Stunde später, nach dem Fußmarsch vom Innenraum zum Fahrradparkplatz, dürften sich viele Fans daran noch erinnert haben.

Am Samstagabend lief der Abtransport offenbar schon deutlich runder. Besucher:innen berichteten von besserer Organisation und Vorbild organisierter Kommunikation.

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.