Harvey Weinstein: Termin für neuen Prozess verkündet

Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben sich geeinigt. Nach dem amerikanischen „Labor Day“ soll es losgehen

Die Aufhebung des Vergewaltigungsurteils gegen Harvey Weinstein kam unerwartet. Seine Anwälte wurden nicht müde, Verfahrensfehler in dem spektakulären Missbrauchs-Prozess gegen den Ex-Hollywood-Mogul nachzuweisen. Dieser endete 2020 bekanntlich mit einer Veurteilung Weinsteins zu 23 Jahren Haft.

Am Donnerstag vergangener Woche (25.04.) hatte ein Berufungsgericht in New York dieses historische Urteil, das auch für die weltweite „MeToo“-Bewegung ein wichtiges Signal war, aufgehoben.

Die Richter entschieden mit knapper Mehrheit, dass nicht alles nach Vorschrift gelaufen wäre.

Der „Hollywood Reporter“ und andere US-Meiden berichten, dass Weinstein nun zu ersten Mal wieder persönlich vor dem hohen Haus erschienen ist.

Weinstein wurde in einem Rollstuhl in den Gerichtssaal gerollt, Er trug einen blauen Anzug mit einem amerikanischen Flaggensticker am Revers, nachdem er die Tagen vor der Anhörung im Krankenhaus zugebracht haben soll. Er winkte bei der Ankunft seinem Team zu und schüttelte ihre Hände, als er wieder heraus gerollt wurde.

An der Spitze seiner Verteidiger steht Star-Anwalt Arthur Aidala, der ihn den vollbesetzten Saal begleitete, in dem auch Schauspielerin Jessica Mann saß, die im ersten New Yorker Prozess gegen ihn ausgesagt hatte.

Richter Curtis Farber setzte für den 29. Mai eine weitere Anhörung an, bei der die Staatsanwaltschaft eine Bescheinigung über die Erfüllung der Auflagen vorlegen muss. Wenn diese Formalie bis dahin abgearbeitet ist, geht der Richter davon aus, dass der Prozess nach dem amerikanischen „Labor Day“ am 2. September 2024 neu starten kann.

„Mister Weinstein hat sehr, sehr ernste medizinische Probleme“, konstatierte bei diese Gelegenheit Anwalt Aidala. Er wäre aber geistig weiterhin fit, da er im Gefängnis „hunderte von Büchern“ gelesen habe. Er könne immer noch an seiner eigenen Verteidigung teilnehmen.

Die stellvertretende Staatsanwältin Nicole Blumberg beantragte formal, Weinstein nun wieder in Untersuchungshaft zu nehmen. Man wolle den Fall „so schnell wie möglich“ wieder aufrollen. Die Staatsanwälte sagten auch, dass die aufgehobene Verurteilung nichts mit der „Bedeutung des Falles“ zu tun habe und dass sie weiterhin an ihre Anklage glauben.

Unter Hinweis auf Jessica Mann hieß es: „Sie ist heute hier, um zu zeigen, dass sie nicht zurückweicht und sich dafür einsetzt, dass der Gerechtigkeit noch einmal Genüge getan wird“, so Staatsanwältin Blumberg. Neben Mann saßen in den ersten Reihen des Gerichtssaals auch Gloria Allred, die Anwältin von Miriam Haley, die in dem Prozess ebenfalls gegen Weinstein ausgesagt hatte, sowie der Staatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg.

Weinstein war in einem Gefängnis im Bundesstaat New York inhaftiert, wurde aber letzte Woche in die Stadt verlegt, nachdem die Verurteilung aufgehoben worden war, und dann in das Bellevue-Krankenhaus in Manhattan eingeliefert, um sich Tests zu unterziehen. Dort blieb er in Untersuchungshaft.

Das Berufungsgericht des Bundesstaates New York hatte die Aufhebung damit begründet, dass der Richter Weinstein beim New Yorker Prozesses durch unangemessene Entscheidungen benachteiligt hatte. Er hatte etwa den klagenden Frauen erlaubt, über Anschuldigungen auszusagen, die nicht direkter Teil des Falles waren.

In besagtem Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe:

Weinstein soll 2006 Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben.

Tatsächlich stützte sich die Staatsanwaltschaft in dem spektakulären Prozess auch auf eine Reihe von Zeuginnen, die Weinstein sexuelle Übergriffe vorwarfen, die allerdings nicht Teil der Anklage waren. So sollte dokumentiert werden, dass die Taten Weinsteins einem wiederkehrenden Muster folgten. Formal bleibt Weinstein trotz des aktuellen Urteils weiterhin in Haft, weil er 2023 in einem weiteren Strafprozess in Los Angeles, in dem es ebenfalls um Sexualverbrechen ging, zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

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