Kinostart der Woche: In meinen Augen

In Hollywood ist der Oscar für den besten fremdsprachigen Film eine Nebenkategorie. Im Rest der Welt aber wird dieser Preis als Ritterschlag betrachtet. In diesem Jahr bekam ihn der Argentinier Campanella. Viele Kritiker kannten ihn noch nicht.

In Hollywood ist der Oscar für den besten fremdsprachigen Film eine Nebenkategorie. Im Rest der Welt aber wird dieser Preis als Ritterschlag betrachtet. In diesem Jahr bekam ihn der Argentinier Campanella. Viele Kritiker kannten ihn noch nicht, sie favorisierten „Das weiße Band“ und „Ein Prophet“. Doch Michael Hanekes formell und visuell einzigartiges Werk war der Academy womöglich zu pessimistisch, das brillante Knast-Epos von Jacques Audiard zu unmoralisch. Den Ausschlag für „In ihren Augen“ gab wohl die Menschlichkeit, um die der Thriller verzweifelt in jeder Szene ringt.

Benjamin Esposito, pensionierter Ermittler bei der Staatsanwaltschaft in Buenos Aires, will ein Buch über einen 25 Jahre alten Fall schreiben. Eine junge Frau wurde vergewaltigt und ermordet, der Täter nach langer Fahndung auch gefasst. Dann kam es zu einer Wendung, die Espositos Leben veränderte und bis heute nicht ganz geklärt ist.

Vielschichtig und mit großer erzählerischer Dynamik hat Campanella die Gegenwart und Vergangenheit verknüpft. Es geht dramatisch und dennoch humorvoll um Liebe und Freundschaft, Korruption und Macht, Recht und Gerechtigkeit. Wie sich Esposito mit dem verbitterten Mann des Opfers identifiziert, bei Verhören und einer Verfolgungsjagd die Spannung anzieht und ein immer stärkeres Gefühl von Bedrohung und Ohnmacht einschleicht, ist des Oscars würdig.

Oliver Hüttmann

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