licht, funk, seele: Nach acht Jahren tauchen MOTHER TONGUE wieder auf – mit mehr Weitblick, aber demselben Stolz

Und sie kommen doch zurück. Geschlagene acht Jahre sind ins Land gegangen, seit Mother Tongue auf ihrem selbstbetitelten Debütwerk mit einer staubtrockenen, aggressiv-melancholischen und ganz und gar eigenen Version von Blues-Rock beeindruckten. Dem Quartett um Sänger und Bassist David „Davo“ Gould war mit „Mother Tongue“ 1994 allerdings leider nicht derselbe Erfolg beschieden wie den Wüstensöhnen Kyuss mit „Sky Valley“.

Desillusioniert löste man sich auf.

Jetzt kommt „Streetlight“, und es kommt geradezu aus dem Nichts. Gould erinnert sich: „Es gab eine Menge Gründe, warum wir damals nicht mehr weitermachen wollten. Wir waren ausgebrannt, konnten keine Songs mehr schreiben und nicht mehr zusammen spielen. Außerdem gab es andauernd Konflikte zwischen dem Schlagzeuger Geoff Haba und mir.“ Es gibt immer einen Punkt, an dem es einfach nicht wei tergeht.

„Streetlight“ ist den vier Freunden- den Drummer haben sie ausgetauscht – vollends gelungen. Nicht ganz so brillant wie „Mother Tongue“,

doch wer hätte das ernsthaft erwartet. Mehr Licht, mehr Funk und mehr Weitblick habe man den neuen Stücken geben wollen, die so beseelt und geschliffen klingen, wie man sich eine kontrollierte Jam-Session nur vorstellen kann.

Davon, wie man Stolz in der Traurigkeit bewahrt, erzählen sie immer noch. „Der Song ‚Casper'“, beginnt Gould, „handelt von einem meiner Schulfreunde, mit dem ich früher oft abhing. Wir hatten uns wie so oft verabredet, um im Park Baseball zu spielen. Aber aus irgendeinem Grund bin ich nicht hingegangen. Am nächsten Tag las mein Vater in der Zeitung, dass man ihn in jener Nacht erschossen hatte. Noch heute fällt es mir schwer, Abschied zu nehmen.“ Also singt Gould nun „Everybody knows somebody dead/ who should be alive.“ Beschädigt, vom Kampf gezeichnet, aber nicht zerbrochen sind Mother Tongue plötzlich wieder aufgetaucht. Eine verrückte Geschichte.

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