Nachruf

Raquel Welch: Eine Erscheinung

Zum Tod der Schauspielerin, die man nicht vergisst

Es gibt Schauspieler, die Stars werden, und Stars, die Schauspieler sind. Und es gibt Schauspielstars, von denen man denkt, dass sie schon immer da waren und von denen man ein immer gültiges Bild in Erinnerung hat. Wenn man früher an Samstagabenden oder Sonntagnachmittagen einen Film sehen wollte, dann war es oft Richard Fleischers Film „Die phantastische Reise“ aus dem Jahr 1966. Der Film handelt davon, dass ein Expeditionsteam von Wissenschaftlern auf Mikrobengröße geschrumpft und in einem winzigen Unterseeboot in die Arterien eines Mannes injiziert wird, dem es mit einer minimalinvasiven Operation ein Blutgerinnsel entfernen soll. Stephen Boyd ist an Bord, Edmond O‘Brien, Donald Pleasence, Arthur Kennedy und der junge James Brolin. Und Raquel Welch. Die Expedition ist eine Sensation, Raquel Welch ist eine Erscheinung.

Raquel Welch als Cora in „Die phantastische Reise“
Stephen Boyd und Raquel Welch in „Die phantastische Reise“

Sie wurde am 5. September 1940 als Jo Raquel Tejada, Tochter eines bolivianischen Ingenieurs und einer amerikanischen Mutter, in Chicago geboren. Welch hieß ihr erster Ehemann, den sie 1959 heiratete. Früh gewann sie einen Schönheitswettbewerb, bekam ein Theaterstipendium in San Diego und nahm Schauspielunterricht. Sie arbeitete als Fotomodell und wurde 1963 für den Film entdeckt. Ihre zweite kleine Rolle war in „Roustabout“, einem Vehikel für Elvis Presley, das wir als „König der heißen Rhythmen“ kennen.

Nach einigen kleinen Filmen spielte sie in dem englischen, von den Hammer-Studios produzierten Fantasy-Spektakel „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“ neben Brontosauriern, Riesenspinnen und Echsen, und zwar in einer Art Fell-Bikini. Fell war knapp damals, und die menschliche Sprache war noch so wenig entwickelt, dass Raquel Welch nur drei Sätze zu sprechen hatte. Später sagte sie souverän, sie sei froh, dass sie in der Rolle nicht vollkommen stumm gewesen sei. Vor allem führte Raquel Welch als Loana die Besetzungsliste an. Nebenbei: Manche Cineasten verehren die Filme des Hammer-Studios als Meisterwerke der B-Movies.

Don Chaffey’s ‚One Million Years B.C.‘

Welch spielte dann mit dem späten James Stewart in dem Western „Bandolero“, dem mittelspäten Frank Sinatra in der Detektiv-Farce „Die Lady in Zement“ (beide 1968) und dem jungen Burt Reynolds in „100 Gewehre“ (1969). Die Männer gingen ihrer Arbeit nach, Raquel Welch war der Star. Für ihre Rolle in Richard Lesters sehr gutem und mit Oliver Reed, Richard Chamberlain, Michael York, Geraldine Chaplin, Faye Dunaway und Charlton Heston großartig besetzten Film „Die drei Musketiere“ (1973) bekam sie einen Golden Globe.

Sie war schlagfertig in Late Night Shows und bei den Muppets, spielte 1979 in zwei Episoden der Serie „Mork & Mindy“ neben Robin Williams, entdeckte den Fernsehfilm für sich, kehrte 1994 mit „Die nackte Kanone 33 1/3“ ins Kino zurück und hatte überhaupt Humor. Ihre letzten Rollen hatte sie in „House Of Versace“ (2013), „How To Be A Latin Lover” und der Serie „Date My Dad“ (beide 2017), noch immer berückend schön.

Raquel Welch, die Frau, die vor einer Million Jahren lebte und durch einen menschlichen Körper reiste, starb gestern im Alter von 82 Jahren in Kalifornien.

Silver Screen Collection Getty Images
Silver Screen Collection Getty Images
Movie Poster Image Art Getty Images
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