Neu im Plattenregal
Hier nun wie jede Woche der virtuelle Einkaufszettel für den Gang zum Neuheitenregal, dargereicht mit Videos, Rezensionen, Albenstreams und was das Netz so hergibt. Heute u. a. mit: Dylan, Kalkbrenner, Mt. Desolation, Kings Of Leon.
Troy von Balthazar – „How To Live On Nothing“
Man kennt den ehemaligen Chokebore-Frontmann vielleicht eher aus dem Vorprogramm eines Tocotronic-Konzerts, wo Troy von Balthazar nämlich während deren „Kapitulation“-Tour aufspielte. Auf seinem neuen Soloalbum bastelt von Balthazar aus Beeps und Clongs, Piano und Gitarre höchst melancholisches Liedgut, das einen in guten Momenten an eine düstere Ausgabe von The Notwist erinnert – oder Postal Service mit weniger Herzschmerz und mehr Depression. Wer also mit den genannten Referenzen etwas anfangen kann, und sich gerne musikalisch wertvoll runterziehen lässt, der sollte Herrn von Balthazar eine Chance geben. Hier kann man drei Songs hören: www.myspace.com/troyvonbalthazar – und hier noch der aktuelle Clip zum Song „CATT“:
Troy Von Balthazar – CATT
Hochgeladen von ThirdSideRecords. – Sieh die neuesten vorgestellten Musikvideos.
Till Brönner – „At The End Of The Day“
Am Ende des Tages findet man Till Brönner CDs wohl in jedem dritten Haushalt in Deutschland. Muss also was dran sein am Jazztrompeter und Sänger, der schon mit Künstlerinnen wie Annie Lennox, Aimee Mann und Carla Bruni zusammengearbeitet hat. Auf seinem neuen Album versucht sich Brönner mehr denn je am Pop, was ja bei seinem breitenwirksamen Charme nicht die schlechteste Idee ist. Wie das klingt, kann man sich z. B. hier im Video zur ersten Single anschauen und hören.
Crowded House – „The Very, Very Best Of Crowded House“
Für Neil-Finn-Komplettisten und jene Leute, die mit einer Band nur so warm werden, dass es für das Best of in der Sammlung reicht, erscheint nun noch einmal das „very, very“ Best of Crowded House – entweder als schnöde Audio-CD oder mit DVD-Dreingabe. Was dort jeweils drauf ist, erfährt man hier. Dieser Song wird natürlich auf keinen Fall fehlen:
Bob Dylan – „The Bootleg Series Vol.9: The Witmark Demos: 1962-1964“
Und noch einmal für Komplettisten und Dylan-Verehrer – diesmal versammelt die Bootleg Series jene Songs, die Dylan im Studio der M. Wittmark & Sons Publishing Company aufgenommen hat, u. a. mit Demos seiner ganz großen Songs wie „Blowin’ In The Wind“, „The Times They Are A-Changin’“ und „Mr. Tambourine Man“. Dank der Website NPR kann man hier ausgewählte Songs der Doppel-CD anhören.
Fritz Kalkbrenner – „Here Today, Gone Tomorrow“
Nun folgt auch der Bruder von Paul Kalkbrenner ins Rampenlicht und legt gleich ein überzeugendes Debüt vor. Jürgen Ziemer, unser Mann für die Beats vergibt dreieinhalb Sterne und meint: „Der kleine Bruder des durch den Film ‚Berlin Calling’ bekannt gewordenen Paul Kalkbrenner ist ebenfalls in Sachen elektronischer Tanzmusik unterwegs. Seine Musik erinnert manchmal an den Techno-Soul von Eddie ‚Flashin’ Fowlkes und Moodyman, spielt aber auch mit Funk und House. Bemerkenswert ist vor allem die Stimme: kraftvoll, warm, beseelt und ausgesprochen schwarz. Ein kluges, sanft pulsierendes Album, das auch zu Hause funktioniert.“
Hier noch mal der Überhit aus „Berlin Calling“, den er gemeinsam mit seinem Bruder aufgenommen hat:
Kings Of Leon – „Come Around Sundown“
Heimwehsongs, die vom Ankommen träumen, präsentieren die Kings Of Leon auf ihrem heiß erwarteten Nachfolger zu „Only The Night“ – dem Album, das sie in die Stadien katapultiert hat. Statt Schlüpfrigem wie „Sex On Fire“ nimmt man sich nun also musikalisch die Schattenseiten des Weltruhms vor und sehnt sich ins traute Heim. Allerdings nicht auf weinerliche Art und Weise, sondern gewohnt kraftvoll vorgetragen. Die Rezension zu „Come Around Sundown“ kann man bereits hier online lesen. Und hier noch einmal der Clip zu „Radioactive“ – aufgenommen in ihrer Heimat:
Mt. Desolation – „Mt. Desolation“
Gar nicht zum Verzweifeln ist das Album des Keane-Kopfes (und nicht -Sängers) Tim Rice-Oxley. In unserer kommenden Novemberausgabe vergibt unser Rezensent Jörn Schlüter satte vier Sterne und konstatiert: „Die Musik auf ‚Mt. Desolation’ ist nicht niederschmetternd. Rice-Oxley und Quin haben zehn wunderbare Country-Folk-Songs geschrieben und sie mit ein paar Freunden aufgenommen – unter anderen sind Winston Marshall (Mumford & Sons), Tom Hobden (Noah And The Whale), Ronnie Vanucci (The Killers) sowie die famose Sängerin Jessica Stavely-Taylor (The Staves) dabei. Im Programm wechseln sich Uptempo-Country-Rocker und herzergreifende Balladen ab, Rice-Oxley und Quin teilen sich den Hauptgesang. Es ist kein reiner Country auf dieser Platte, eher eine britisch folkloristische Sicht auf das amerikanische Genre.“ Hier der aktuelle Clip zu „State Of Our Affairs“:
OK Go – „Of The Blue Colour Of The Sky“ (Extra Nice Edition)
Schon im Februar veröffentlichten Ok Go via EMI ihr neuestes Album „Of The Blue Colour Of The Sky“, produziert von Flaming Lips-Hofproduzent Dave Fridmann. Rolling Stone-Autor Fabian Peltsch gab dafür drei Sterne und konstatierte: „Dass die schönen Melodien in der satten Produktion etwas untergehen, ist ein unschöner Nebeneffekt. ‚This Too Shall Pass‘ etwa steckt so tief im Sand eines kalifornischen Strands der Sechziger, und der mehrstimmige Chorus entfaltet sich bald so strahlend, dass man selbst unter seiner Sonnenbrille noch ergriffen blinzeln muss.“ Kurz nach dem Release des Albums zerstritten sich OK Go jedoch mit ihrem Label EMI. Nicht unwahrscheinlich, dass die Verkäufe des Albums nicht mit Erwartungen des Majors mithalten konnten – was vermutlich die Krux ist, wenn man in erster Linie als „Youtube“-Band wahrgenommen wird (hier noch mal zum Nachlesen, warum), deren Reiz sich in erster Linie erst in ihren Videoclips vollends zeigt. Aber OK Go ließen sich nicht unterkriegen, gründeten ihr eigenes Label Paracadute und melden sich nun mit diesem Re-Release zurück. Der liefert insgesamt 65 Minuten Bonusmaterial – bestehend aus bisher unveröffentlichten Songs und Remixen, z. B. von befreundeten Künstler wie Vampire Weekend und Sam Sparro. Damit man wieder über OK Go redet, hatten sie natürlich einmal mehr einen Clip im Gepäck, der einige Nerven gekostet haben dürfte, obwohl er so simpel und selbstgemacht ausschaut – das wird wohl jeder unterschreiben, der schon mal mit Tieren gearbeitet hat. Das Kalkül ging auf – sie brachen erneut Klickrekorde. Und zwar hier mit:
Paul Smith – „Margins“
Auch der Kopf von Maximo Park begibt sich auf den Solopfad. Unser Rezensent Frank Lähnemann findet: „Das Album wirkt nicht wie ein Neuanfang, ein Aufbruch, ein Statement, sondern eher wie eine emotionale Zwischenstation. Eine Zwischenstation nur, aber eine, bei der man gern Gesellschaft leistet.“ Dreieinhalb Sterne gab’s dafür. Auf www.rollingstone gab’s bereits hier den Stream und die vollständige Rezension.
Lil Wayne – „I Am Not A Human Being“
Der wohl bekannteste Knastinsasse der Vereinigten Staaten hat ein weiteres Album am Start. Dwayne Michael Carter, Jr kippt gewohnt näselnd einen Kübel Hass in die Welt und macht, wenn es denn sein muss, auch nicht vor Metaphern halt, die benutzte Tampons beinhalten (so geschehen im ersten Song „Gonorrhea“). Namhafte Unterstützung bekommt er dabei z. B. von seinem Buddy Drake (wie z. B. im Hit „Right Above It“). Wer mit dem Südstaaten-HipHop „down“ ist, wie man so sagt, wird an „I Am Not A Human Being“ seine Freude haben, selbst wenn man sich das ein oder andere Mal fragt, was denn all die HipHopper an diesem fiesen „Autotune“-Sound gefressen haben. Der ist doch nicht erst seit Jay-Zs „D.O.A.“ tot.
Lil Wayne ft Drake – Right Above It (OFFICIAL!!!)
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Aloe Blacc – „Good Things“
Wie lästig sind inzwischen die vielen Soul-Epigonen, die mit ihrem Retro-Stil, der oft übel nach Kalkül riecht, in die Diskotheken drängen. Eine angenehme Ausnahme macht da der US-Amerikaner Aloe Blacc auf seinem zweiten Soloalbum „Good Things“. Jürgen Ziemer vergibt dafür vier Sterne und schreibt begeistert: „Exzellenter Retro-Soul, der nicht auf Glätte, sondern auf Reibung setzt. Der Sänger Aloe Black hat sein Debütalbum auf dem HipHop-Feinschmecker-Label Stones Throw veröffentlicht und seitdem vier Jahre an diesem zweiten Streich gearbeitet. Das Warten hat sich gelohnt. Nicht nur „I Need A Dollar“, die Titelmelodie der TV-Serie „How To Make It In America“, ist ein Knaller. Hier gibt es Songs voller Haltung und Raffinesse, dazu eine wirklich tolle Stimme und mitreißende Arrangements zwischen Stax und Motown.“
Hier noch das Video zum tollen „I Need A Dollar“: