No Hype, please: Adam Duritz von den Counting Crows will Verständnis

Ein Narr, der immer noch glaubt, dieses Geschäft sei doch nur ein Spiel – ein amüsantes Roulette, bei dem die Kugel mal auf rot, mal auf schwarz liegen bleibt. Und ganz oft bei Null. Für Adam Duritz ist das alles heiliger Ernst. Und der fangt schon vor dem Interview an.

Vor die Audienz hat der Chef der Counting Crows nämlich eine sogenannte „freiwillige Vereinbarung“ gesetzt. Die natürlich nicht ganz freiwillig ist. Darin verpflichtet sich der Journalist, das Gespräch nur für eine bestimmte Ausgabe eines bestimmten Magazins auszuwerten. Zuwiderhandlung wird mit einer künftigen Ächtung bestraft. Tja, keine Chance diesmal für die von den Plattenfirmen so geliebten „Streuer“, die vom „Schwarzwaldkurier“ bis zu „Annabelle“ (oder wie heißt noch eine dieser neuen Frauenzeitschriften?) alles bedienen, was dankbar abnickt.

Und warum dieser ganze Zauber? Duritz möchte einfach nicht, daß „Recovering The Satellites“, das zweite Album der Band, „zu sehr gehypt wird“, wie er innbrüstig antwortet. Und er möchte „keine Interviews mit Magazinen, die wir nicht respektieren und die uns nicht respektieren“. Vulgo: Klatschpresse. Nichts sei der Ruhm, alles ihre Kunst! In den USA verweigert Duritz mit dieser Maxime sogar harmlosen Blättern wie „Entertainment Weekly“ das Gespräch. Nicht, daß sich etwa die „Bunte“ um ein Gespräch mit ihm reißen würde aber „solche Magazine gibt’s doch überall“, begründet er den globalen Rundumschlag. Er wolle „nicht groß sein, sondern verstanden werden von Leuten, die sich wirklich dafür interessieren.“ Any Promotion is good promotion? Iwo. „Schließlich haben wir ein Album aufgenommen, das von hier kommt“, so Duritz. Sagt’s und schlägt sich dabei auf die linke Brustseite.

Vielleicht hätte Duritz lieber dafür sorgen sollen, daß bereits anno ’94 das Video zu ihrer Single „Mr. Jones“ nur auf gewissen Kultur-Kanälen hätte laufen müssen. Jedoch nicht auf MTV, wodurch ihr Debüt „August And Everything After“ mehrfach mit Platin ausgezeichnet wurde. Und ihm jede Menge Teenies bescherte, die fortan an seinen Lippen hingen, um dem öffentlichen Leiden des jungen A. zu folgen, der larmoyant mit dem Ruhm haderte.

War nicht auch lange fraglich, ob er ein zweites Album überhaupt machen wollte? Duritz stöhnt. Ja. Ich brauchte erst mal Abstand vom Rummel. Ich hatte keine Songs mehr und brachte auch keine mehr zustande. Ich habe das alles damals nicht gerade geliebt.“ Und wie sollte es diesmal besser werden? „Bestimmte Dinge kann man nicht ändern. Trotzdem habe ich mich entschieden, weiterhin Songs zu schreiben.“ Und fatalistisch schickt Duritz hinterher: „Dies ist halt unser Leben. Du kannst die Welt nicht anhalten und einfach runterspringen. Also mußt du weitermachen.“ Könnte er nicht was anderes versuchen? „Habe ich alles schon probiert Geht aber nicht Denn Musik zu machen ist kein Hobby für mich, sondern das, was ich wirklich bin. Normalerweise versteckt man ja sein Inneres hinter Mauern. Auf der Bühne und auf der Platte gibt es jedoch kaum noch Mauern für mich. Aufhören? Es wäre so, als wollte ich beschließen, nicht zu atmen.“

Und damit spielt man schließlich nicht.

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