Ariel Pink’s Haunted Graffiti :: Mature Themes
Ein vergnüglicher, dynamischer Rollgriff durch die Geschichte
Man muss nicht gleich behaupten, dass Ariel Pink nun zu seinen Wurzeln zurückgekehrt sei. Von den verschrammten Spielereien seiner frühen Solowerke ist auch „Mature Themes“ weit entfernt. Aber wenn man „Before Today“, das letzte Album mit seiner Band Haunted Graffiti, als eine hypnagogische Übung in überproduziertem Softrock verstehen konnte, dann hört man ihn auf diesem neunten Album wieder in billigerer New-Wave-Form.
Nicht dass der einlullende Aspekt deswegen verdrängt wäre. Ariel Pink hat diese spezielle Spielart von schlaftrunken (und daher sehr privat) erinnerter Musik Mitte des vergangenen Jahrzehnts schließlich miterfunden. Man kann dabei in „Mature Themes“ viel Sixties-Psychedelik erkennen oder eine Dosis Doors durch die geschlossene Studiotür vermuten, ein paar zapplige Zappaismen, den Glam-Prog Todd Rundgrens und sogar Sixities-Soul ahnen. Die innere Dynamik erinnert jedoch mehr ans Sixties-Revival der Achtziger, und die verwaschenen Motive könnten vielleicht von den Stranglers oder The Cure stammen.
Man öffnet mit Ariel Pinks Musik ein Blechbüchschen der Pandora voll zeitverseuchter Stilanleihen. Denn natürlich geht es hierbei weder ums postmoderne Zitieren noch ums nostalgische Pastiche. Pink, geborener Rosenberg, beschwört vielmehr die verlorenen Horizonte der Vergangenheit herauf – seien es die unbeschwerten Übertretungen des frühen Punk wie in „Farewell American Primitive“ oder die mittlerweile aufgeweichten Geschlechteridentitäten wie in „Symphony Of The Nymph“. Dabei findet er immer ein paar niedliche Melodien, käsige Sounds und schäbige Breaks, die das Ganze sehr vergnüglich machen. Dass es ab und zu auch nervt, versteht sich wohl von selbst. (4AD/ Beggars) Markus Schneider
Beste Songs: „Only In My Dreams“, „Symphony Of The Nymph“