Bob Mosley – Never Dreamed :: Elvis- und Buddy-Holly-Veteranen kriegen Moby Grape-Feintuning

Die Entstehungsgeschichte dieses Albums, das zwischen 1974 und ’77 entstand und bis dato unveröffentlicht blieb, liest sich so faszinierend wie die Namen aller daran Beteiligten: Ein in der Branche nicht unbekannter Produzent – J. P. Whitecloud – hatte mit Gattin Susan ein paar respektable Songs geschrieben, die nur der Studio-Vfollendung harrten. Also holte J. P. sein „Musicians Union Directory“ aus dem Regal – und wurde schon beim Buchstaben „A“ fündig: J. I. Allison, der legendäre Crickets-Schlagzeuger, der zusammen mit Buddy Holly die Mega-Hits „Peggy Sue“ und „That’ll Be The Day“ aus der Taufe hob – Allison war von dem Projekt nicht nur angetan, sondern zog gleich noch zwei weitere Asse aus dem Ärmel: die Ex-Crickets Sonny Curtis (Drums) und Glen D. Hardin (Piano, später lange Zeit für Elvis tätig). Letzterer brachte oh Wunder – bei der zweiten Session noch den „Gott der Telecaster“, James Burton (von Ricky Nelson über Elvis bis hin zu Emmylou Harris), mit Producer Whitecloud hatte zwar mit diesem dream team sechs Richtige plus Zusatzzahl gezogen, leider jedoch keinen adäquaten Sänger. Notgedrungen übernahm halt er den Part am Mikro und hatte schließlich eine Latte exzellenter Songs, die instrumental aber so brillant rüberkamen, dass ihn seine Sangesübungen eher peinlich berührten.

Diese phantastischen Tracks schrien regelrecht nach einem entsprechend phantastischen Sänger – den J. P. nach monatelanger Suche dank Tipp eines Wissenden fand: Bob Mosley, Sänger und Bassist der ganz großen, aber noch größer gescheiterten Westcoast-Band Moby Grape. Obwohl Mosley schon damals ziemlich von der Rolle war – in den Neunzigern hauste er eine Zeitlang in San Diego unter Autobahnbrücken – packte Bobs Gesang Whitecloud auf Anhieb: „Als ich ihn traf, da jubelte er ein ,Unchain My Heart“, das ans Herz ging, und als er dann bei mir im Studio war, da sang er neun Songs des Albums an einem Tag; sieben davon in nur einem take. Unglaubliche Perfektion, unglaubliche Stimme. Hey, wieso hatt ich noch nie von diesem Mann gehört?“ Tatsächlich ungeheuerlich, denn Moby Grape waren zwar Ende der 60er Jahre nach Gezänk mit der Plattenfirma und internen Querelen untergegangen. Doch seitdem haben sie einen Ruf wie Donnerhai], ihre Alben werden überall gesucht.

Über zwei Dekaden später dürften sich das ein paar Zeitgenossen mehr fragen – vorausgesetzt, sie haben dieses Amalgam aus Rock, Blues und Country zu Ohren gekriegt und registriert, dass es das, was sie heute als roots music schätzen, schon anno dunnemals gab. Nur gespielt und gesungen auf der auch heute noch gültigen Rekordhöhe der Messlatte.

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