Cibelle – Las Venus Resort Palace Hotel
Wenn in „James Bond jagt Dr. No“ Ursula Andress den karibischen Folksong „Underneath The Mango Tree“ säuselt, kann die nukleare Bedrohung gerade noch mal abgewendet werden. Hier nicht: Der Planet ist längst explodiert, und einer seiner Brocken treibt als tropische Desperado-Insel durchs All, während Cibelle als Croonerin der Strandbar mit dem Evergreen becirct. Mit ihrer Vorliebe für psychedelischen Retro-Trip-Hop ist die Dame aus Sao Paulo ein typisches Kind ihrer Metropole, agiert noch eine Spur kosmopolitischer als ihre Stadtkollegen. Und so hat ihre überdrehte SciFi-Exotica-Revue trikontinentale Eckpfeiler: Für das Album standen Damian Taylor (Björk), Yann Arnaud (Air) und Mike Lindsay (Tunng) in London, Sao Paulo und Vancouver am Pult, und das Ergebnis ist trotz gewaltiger stilistischer Bocksprünge als durchhörbares Gesamtkonzept zu genießen.
Der „Man From Mars“ kommt flubbernd-chaotisch mit Stimmengewirr und monströsen Keyboard-Bässen daher, „Melting The Ice“ tanzt einen Cabaret-Walzer, „Sad Piano“ tönt wie eine schwerelose Unterwasser-Drogenfantasie mit abgesoffenem Tastenmann. Durch „Escute Bern“ irrlichtern eine Orgel und Fuzz-Gitarre, „Mr. And Mrs. Grey“ erinnert in der Skizzenhaftigkeit fast an Arto Lindsay, wäre da nicht der betörende Satzgesang. Devendra Banhart liefert als todernster Duettpartner einen Kontrapunkt, auch der Punk wird mit „Sapato Azul“ noch zelebriert, bevor die Protagonistin in „Braid My Hair“ zum Finale mit patiniertem Caterina-Valente-Pathos ausholt. Das Ende der Welt als süffige, posttraumatische Groteske.