Jay Farrar – Terroir Blues :: Act/Indigo

Zum Auftakt eine demonstrative Geste: „The future is free“, deklamiert Jay Farrar im ersten Song „No Rolling Back“ – so, als wolle er endgültig die Geister bannen, die da just aus der Vergangenheit vorbeilugten, in Form des wiederveröffentlichten Uncle Tupelo-Frühwerks. Und doch ist der verschlossene Songschreiber mit „Terroir Blues“ („terroir“ ist französisch für Erde) oft so nah an vergangener Größe wie noch kaum in seiner Solo-Karriere und seit frühen Son Volt-Tagen. Nicht nur der spartanischen, aber unpuristischen Produktion wegen.

So verdichtet die zentrale Song-Trilogie „Cahokian“, „Heart On The Ground“, „Out On The Road“ alle Qualitäten, die seinen Ruf als Americana-Pionier und stillen Brüter von Format begründet haben. Stimme, Melodien, Bilder im magischen Einklang. Andererseits: Eine so unverdrossene Hymne auf den sunshine State konnte man bisher mit seinem Namen verbunden ja kaum denken. Oder sollte da doch eine Spur Ironie im Hinterstübchen winken? „It’s been written before but it’s worth repeating“, insistiert Jay Farrar jedenfalls, der Flaneur durch San Francisco und LA. „No one could dream a place like California.“ Da schwingt sich auch glatt die von Eric Heywood gespielte Pedal Steel in lichte Höhe, Farrar hat sie in großem Stil wiederentdeckt, nachdem „Sebastopol“ ja noch mit Synth-Spielereien aufgewartet hatte. Doch integriert er auch Cello, Sitar und Flöte subtil und selbstverständlich in den von Akustik-Slide-Gitarre und Klavier getragenen Mix, zu schweigen von Instrumenten, die eigentlich gar keine sind, sondern nur ein großer glücklicher Zufall, etwa die vier überlagerten Takes in „Hard Is The Fall“. So konnte das Album Konturen gewinnen, die das Vertraute und Familiäre noch mal in neue Richtungen schleifen.

Denn nicht zuletzt ist „Terroir Blues“ auch ein Formexperiment Und deshalb auch etwas zu lang geraten. Zwischen die regulären Songs hat Farrar nämlich seinen „Space Junk I-VI“ platziert -Loops, rückwärts abgespielte Geräuschfetzen etc., die Soundschneisen schlagen. Dazu gibt es gleich vier der zwölf Songs in Alternativ-Versionen, darunter auch noch einmal den Auftaktsong, jetzt stetig dahinrollend in die Zukunft, nicht zurück zu Uncle Tupelo.

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