Lola Young „My Mind Wanders And Sometimes Leaves Completely“ – Lässig in London


Universal (VÖ: 26.5.)


von

Es kreucht und fleucht wieder in Südlondon, es sprießt und grünt. Eine Stadt erwacht zu neuem Leben und mit ihr eine komplett neue Welt. Und da kommt sie schon, als eine Art neue Lily Allen, durch die Straßen geradelt: die 22­-Jährige, die sich dafür verantwortlich zeigt. Denn Lola Young schlägt einen musikalischen Flickflack nach dem anderen. „Manchmal verändert eine Begegnung ein ganzes Leben“, philosophiert Nick Shymansky, der Mann, der Amy Winehouse managte und nun sie. Zusammen übrigens mit Nick Huggett, dem Mann, der Adele signte. Jetzt sind wir an der Reihe.

Schönheit trifft auf Handkantenschlag

Lola kann schon von Haus aus auf gemischte Wurzeln verweisen: Ihre Mutter ist Engländerin, ihr Vater halb Jamaikaner, halb Chinese, zusammen organisierten sie Salsa-Nächte. Und hey, ihre Tante hat die berühmte Grüffelo-Kinderfigur erfunden! Und so viele verschiedene Themen (wie Familie, Depressionen, Politik) Lola in ihren Texten verarbeitet, so viel packt sie musikalisch in ihre Songs. Sie kann fluchend lamentieren wie Mike Skinner (auch mit einem typischen Akzent, willkommen in Saaf London!), aber gleichzeitig, trotz ihrer leicht heiseren Stimme, zuckersüß säuseln wie Adele.

Butterweiche Balladen funktionieren mit HipHop-Fundament, Breakbeats verbinden sich mit klingelndem Motown-Sound und Easy-Listening-Tupfern. Sie kann hoffnungslos poppig sein und Hymnen schreiben, die größer als das Leben sind, aber auch schräg und fies rempelnd. Schönheit trifft auf Handkantenschlag! Rollsplit auf ihrem Asphalt! Joni Mitchell und Kanye West zusammen an einem Tisch! Später setzen sich auch noch die Arctic Monkeys dazu!

Lola Young hat das gewisse Funkeln, das den Unterschied ausmacht. Gleichzeitig sagt sie über sich: „I’m toxic as fuck.“ Wie sie mit ihrer bipolaren Störung umgeht, zeigt sich am Albumtitel. Und wenn mal ein Ton ganz schräg oder daneben klingt – das soll dann so sein. Das Werk endet mit einem bombastisch grandiosen Finale. James Bond wartet schon mit laufenden Motoren. Was wollte ich eigentlich sagen? Super Platte, genau!


ÄHNLICHE KRITIKEN

Freya Ridings :: „Blood Orange“

UK-Multitalent geht auf Achterbahnfahrt der Gefühle

Alma :: „Time Machine“

Solide Popsongs, denen etwas Grandezza fehlt

Anna B Savage :: „In | Flux“ – Schwarze Romantik

Das zweite Album von Anna B Savage erfüllt die schönsten Erwartungen.


ÄHNLICHE ARTIKEL

So viel verdienen Adele, Coldplay und Billie Eilish pro Wort

Kein Scherz: Adele verdient im Durchschnitt 26.567 Euro pro Wort. Wie viel die Artists der Spotify-Top-10 pro Wort für ihre Songs verdienen, ist hier zu finden.

Wer der Jugend hinterhertrauert, sollte (noch mal) Adeles Debüt „19“ anhören

Adele ist eine der größten Sängerinnen unserer Zeit. Aber es war ein weiter Weg dahin – der nicht vorherzusehen war, als im Januar 2008 ihr Debüt, „19“, herauskam.

„Amy Winehouse: In Her Words“: Neues Buch erscheint im August

Das Werk beinhaltet noch nie zuvor gezeigte Tagebucheinträge, handgeschriebene Texte, Familienfotos sowie ein Vorwort der Eltern und wird am 19. August 2023 erscheinen.