Loretta Lynn – Van Lear Rose

Das Interessanteste am neuen Album von Loretta Lynn, das werden viele Menschen so sehen, ist der Produzent: Ausgerechnet Jack White sollte der coal miner’s daughter nach längerer Abstinenz zu einem Neuanfang verhelfen – und darüber hinaus wohl mit Bums-Blues und zeitgeistiger Attitüde eine nachgeborene Käuferschaft interessieren.

Man musste skeptisch sein; White ist nicht Rick Rubin und keiner, dem man das Entstauben von Ikonen zutrauen würde, zumal nicht als Produzent. Doch White hat vieles richtig gemacht auf ^Van Lear Rose“. Da ist zunächst mal das Songwriting, das er der zuletzt bloß auf Fremdmaterial vertrauenden Lynn als Hausaufgabe auftrug. Und dann ist die Produktion: White stellt die übrigens sehr gelungenen, sehr klassischen Lieder seiner Anvertrauten in an archaisch rumpelndes, manchmal windschiefes Gehäuse aus wehenden Hallfahnen, Fiddle, Pedal Steel und akustischem Drumherum, das von Nashvüle so weit entfernt steht wie nur irgend möglich. Manchmal, wenn White sich nicht zurückhalten will, kippt der Country sogar ins wild Lärmende, und dann scheint da eher eine psychedelische Beat-Band am Werk zu sein, die sich zu Loretta Lynn in etwa so verhält wie Harold zu Maude.

Aber man verzeiht den Eigensinn; dass die immerhin 69jährige Lynn noch eine Platte hinbekommen würde, die auf solch eindrückliche Weise an die eigene kreative Klimax erinnert, das war nicht zu erwarten und muss wohl auch White angerechnet werden.

Die US-amerikanische Country-Gemeinde frohlockt übrigens schon und hat Lynn den höchsten Chart-Neueinstieg ihrer an großen Erfolgen wahrlich nicht armen Karriere beschert. This squaw is on the warpath!

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