Madrugada – Madrugada :: Melancholische Moritaten, nach dem Tod des Gitarristen vollendet

The deep end. Wenn die Welt ungefragt kentert, und es doch irgendwie weitergehen muss. Madrugada waren eigentlich im Plan mit den Aufnahmen zu ihrem siebten Album, doch als Gründungsmitglied Robert Burås am 12. Juli des vergangenen Jahres tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde, war die Welt plötzlich aus den Fugen. Burås wurde nur 31 Jahre alt, über die Todesursache schweigt sich die Band bis heute aus. Und hatte eine Entscheidung fällen, was mit den noch unfertigen Songs passieren sollte. Aber natürlich musste der Kahn irgendwie nach Hause gebracht werden.

Und so bemühten Sievert Hcyem und Frode Jacobsen befreundete Musiker wie den Pedal-Steeler David Mansfield und Kid Congo Powers und begaben sich erneut in die Obhut von Produzent John Agnello. Das Ergebnis ist ein unfreiwilliges Findungsalbum, das gleichzeitig den schmerzlichen Abschied von einem gewichtigen Abschnitt symbolisiert. Die neun Songs sind dabei durchweg gelungen: Melancholische Montate, getriebene Nachtlieder, manchmal das blanke Entsetzen, Ansichten aus der Trauerweide, mit Ruß geschminkte, ungezügelt galoppierende Rocksongs. Der Schönheit des Hazlewood-Grußes „What’s On Your Mind“ steht die geballte Kraft von „Look Away Lucifer“ entgegen, obgleich Madrugada natürlich auch stets davon lebten, dass Luzifer eben nicht weggeguckt hat.

Das letzte Wort hat auf diesem wunderbaren Album dann aber noch einmal der verstorbenen Robert Burås: „Don’t know when they put me in the ground/ I don’t know about me left alone/ All that matters that I follow you/ On my way to the unknown bound“, singt er ihn „Our Time Won’t Live Long“. Wünschen wir ihm, dass er gut angekommen ist.

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