Mando Diao – Hurricane Bar
Mitunter lassen sich komplexe Sachverhalte bündig zusammenfassen. „Die Mädchen wollen uns. Und die Jungs wollen wie wir sein“, erklären Mando Diao selbst erfreulich großkotzig, warum ihr letztjähriges Debüt in weiten Kreisen der trinkfesten Oberschülerschaft bestens gelitten war. „Bring ‚Em In“ zog heftig an der Leine und schlägerte mit solcher Hysterie nach vorne, dass es hier und da vornüber purzelte und sich die Nase aufschlug. „The very definition of cool“, ächzten sachverständige Indieschlawiner – und diese schöne Attitüde haben sich Mando Diao bewahrt, weil sie sich für „Hurricane Bar“ nicht halbherzig erneut in ihre Halbstarkenjäckchen gezwängt haben, sondern leger alles anders machen.
Der ärgste Sturm und Drang scheint verzogen, „Hurricane Bar“ braust weniger, als der Titel erwarten lässt. Nicht weniger energisch oder leidenschaftlich als der Vorgänger, sondern überlegter, geregelter und kanalisiert – und damit auch dringlicher. Alles andere wäre alberner Retro-Folklorismus gewesen, schließlich wurde „Hurricane Bar“ nicht wie der Vorgänger in irgendeinem Kellerkabuff aufgenommen, sondern mit mehr Geld und U2-Produzent Richard Rainey in einem Studio in Bath. Gustaf Noren und Björn Dixgard haben tolle, zutrauliche Beatnummern geschrieben, mit hymnenhaften Refrainchören und großartigen, weniger schubsigen, doch längst nicht gestriegelten Melodien, ohne Scheu, sich zwischendurch an poppige Hooklines anzuschmiegen – Rotznase und sophistication aufs Schönste vereint.
Natürlich gibt es mit „Clean Town“ auch wieder die große Raus-aus-dieser-Stadt-Disshymne an die grottige schwedische Hometown und putzige starrköpfige Lyrics, in denen jemand „so doof ist wie das Wetter im März, Juni oder Dezember“ und das Verlassenwerden nicht kümmert, weil die Verlasserin eh eine blöde Frisur hat. Mando Diao sind organisierter, aber immer noch die Rüpelschnauzen von letztem Jahr. „And it’s true that l’m in for a punch and a blast“, singen sie in „Down In The Past“. Die Mädchen werden sie weiter lieben, die Jungs werden sein wollen wie sie.