Manfred Krug

Das war nur ein Moment – Die original Amiga-Aufnahmen

Frühe Alben und zwei späte des großen Schauspielers und Sängers

Eine Seele kann man nicht einsperren, nicht mal in einer Diktatur. Kein DDR-Sänger hatte das so gut verstanden wie Manfred Krug. So unternahm er musikalische Reisen, lange bevor er „rübermachte“, sang Jazz, Folk, Bossa nova, Chanson, Musical, Operette und Schlager. Seiner Vorliebe fürs Derb-­Deftige frönte er in Volksliedern und satirischen Erzählungen wie „Die Kuh im Propeller“.

Die schönsten Aufnahmen aus Krugs Sangeskarriere sind jetzt in einer Box versammelt. Das sind vor allem die wunderbaren Alben „Das war nur ein Moment“ (1971), „Ein Hauch von Frühling“ (1972) und „Du bist heute wie neu“ (1976), für die Bandleader Günther Fischer die Kompositionen und Arrangements schrieb. Wie lustvoll Fischer und Krug die staatlich verordnete Kulturideologie ignorierten, indem sie von Antônio Carlos Jobim über Curtis Mayfield bis Adriano Celentano alles integrierten, was ihnen gefiel – das ist nicht nur besser gealtert, sondern hatte so gar nichts gemein mit der bleiernen Schwermut vieler Ostrock-Bands.

Manfred Krug

Toll auch die Coverplatte „Greens“ mit Stücken von Harry Warren, Gilbert O’Sullivan und George Gershwin sowie ein Live-Mitschnitt mit Klaus Lenz’ Modern Jazz Big Band von 1965. Zwei CDs mit „Hits & Raritäten“ enthalten zudem Singles, Filmsongs und Proteststücke aus den 60ern. Krug wollte alles, wollte Frank Sinatra und Ray Charles und Wolf Biermann und Pete Seeger sein – und war es auf seine Weise.

Später, nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik, gelang Krug als Sänger nur noch wenig. Im Jahr 2000 erschien „Schlafstörung“, ­eine von Till Brönner eingerichtete Platte von steriler Easy-Listening-Art. Krug interpretierte Bacharach, Paul Simon und Barry Manilow, aber der Zauber bei dieser und früheren Aufnahmen verhält sich in etwa so wie das Leuchten von Kinderaugen und das Leuchten einer Kaufhausreklame. „Sweet Nothings“ (2003) mit Tochter Fanny komplettiert das Boxset um einige respektable Jazzstandards. (Sony)

Peter Bischoff Getty Images