Nick Drake :: Made To Love Magic

Neue Arrangements, andere Versionen und ein entdeckter Song

Dass er nur ein schmales offizielles Vermächtnis hinterließ – die drei vor einiger Zeit sehr schön neu aufgelegten LPs – und es Zeit seines kurzen Lebens nicht mal richtig zum sprichwörtlichen Geheimtipp brachte, ändert nichts an der Tatsache, dass er längst als einer der bedeutendsten Singer/Songwriter gilt. Wer seinen Nick Drake komplett besitzen wollte, musste zu Bootlegs greifen.

„Made To Love Magic“ präsentiert seinen Nachlass auch nicht zur Gänze. Dafür findet man ein halbes Dutzend vom „Fruit Tree“-Box-Set her bekannter Aufnahmen in neuen Abmischungen. Außerdem „Magic“ komplett neu arrangiert (!) und remixed. „Hanging On A Star“ ist ein gänzlich anderer Take, „Mayfair“ eine andere als die auf der Compilation „Time Of No Reply“ erschienene Version. Dort hatte „Voices“ noch den Titel „Voice From The Mountain“. Für etliche Songs schrieb und spielte man gänzlich neue Streicher-Arrangements.

Dennoch: nur Lob für Tonmann John Wood! Denn das Remastering ist – zumal gemessen am Demo-Standard etlicher seiner letzten auf Kassette konservierten Aufnahmen – wirklich ganz exzellent. Nur wäre für die Alternativ-Fassungen halt auch noch reichlich Platz gewesen. So jedenfalls macht man Bootleger nicht brotlos.

Zur Sache. Minus Orchester-Arrangement, jetzt kammermusikalisch mit Streichern klingt „Magic“ einiges weniger – ahem – „showy“ und barock. Das schlicht wundervolle Arrangement vermisst man beim Demo von „The Riverman“ – einer von vielen songs from a room, die Drake in irgendwelchen Zimmern privat für Freunde spielte – so schmerzlich wie bei Randy Newmans „Songbook I“. Das „Mayfair“-Demo besteht dagegen ganz selbstverständlich für sich. Faszinierend am Alternativ-Take von „Hanging On A Star“: Das unterscheidet sich von dem bekannten, unendlich introspektiv-melancholischen um solche Welten, dass man sich fragt, ob das wirklich derselbe Autor, dieselbe Sinngebung, derselbe Mensch ist.

Während die Remixes im Wesentlichen nur eine sehr noble Form klanglicher Retuschen darstellen, die man – wären die Demos später jemals fertig produziert worden – eh in dieser oder ähnlicher Form vorgenommen hätte, sind die Archivausgrabungen dazu angetan, einige doch bemerkenswerte Retuschen am Bild des Künstlers zu bewirken. Der war wie Tim Buckley immer experimentierfreudig in seinem Zugang zu eigenen Songs, ließ sich gelegentlich wohl von Boyd und Wood breitschlagen, bestimmte Arrangements zu akzeptieren, betrachtete manches als work in progress. Erstaunlich genug, dass vieles so absolut definitiv und (end)gültig klingt, was er hinterließ. Das neu entdeckte „Tow The Line“ zum Schluss bestätigt – obwohl: könnte auch ein „Pink Moon“-Outtake sein mitnichten das Bild vom Todessehnsüchtigen.

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