R.E.M. – New Adventures In Hi Fi :: WEA
R.EJV1. WEA Es rumort un bisher so einvernehmlich gehüteten Camp der fabfour aus Athens/Georgia. Da hat’s einen kürzlich gefeuerten Manager Qeflerson Holt), der seit den Anfängen eher ein fünftes bzw. sechstes Band-Mitglied war als „nur“ ein Manager. Da wissen inoffizielle Quellen, der seit „Green „(1988) assoziierte Live- und Studio-Musiker Peter Holsapple (DB’s, Continental Drifters) sei gar nicht mehr gut auf R.E.M. zu sprechen, weil ihm Stipe und Co. aus seiner Sicht Song-Credits bzw. Tantiemen vorenthielten. Und nicht zuletzt wird spekuliert, ob J^ew Adventures In Hi-Fi“ möglicherweise das letzte Album für die Warner-Brüder sei. Und wer wieviele Millionen für den nächsten Fünf-Alben-Deal lockermachen möchte. Wandern R.E.M. im Gefolge ihrer ehemaligen Chef-Etage zur neuen Mogul-Troika DreamWorks ab? Oder kann Warner den Verlust für Bilanz und Credibility mit neuen Zusicherungen abwenden? Mitten hinein in die hübsch blubbernde Gerüchteküche, die sogar Auflösungsgifte aus einigen Töpfen aufsteigen ließ, platzt ein neues Album, das für R.EM. das ist, was ,Jtunning On Emply“ vor zwei Dekaden für Jackson Browne war: the code ofthe wad(courtesy of Nils Lofgren). Zwischen Business-Talk, meet and greet und Hotelzimmer-Routine werkelte die Band auf der JWonster“-Tour fleißig an neuen Songs, die dann gleich auf acht Spuren gebannt wurden. Beim Soundcheck, im Bus und im Badezimmer, oder – deren vier – gleich live vor einem späterweggeblendeten Publikum. Ebenfalls später gab’s ein „fair amount“ (Peter Bück) an Overdubs: Gesang, Akustik-Gitarren, Percussion-Tupfer. So gereicht den kokett betitelten J^ew Adventures In Hi-Fi“ eine beiläufige, aus der Hüfte geschossene Direktheit zum Vorteil, die ohne dieses „Wir können aber immer noch echt schmutzig rocken“-Etikett auskommt, das die Band glaubte, ihrem vermeintlichen Punk-Werk „Monster“ draufpappen zu müssen. Der Nachteil dieses fast schwäbischen Produktionsethos? Niemand hätte gemeckert, wenn sie – bei jetzt über 65 (!) Minuten Gesamtlänge noch drei oder vier Tracks von den ursprünglich 20 aussortiert hätten. Was vor allem deshalb negativ ins Gewicht fallt, weil sich der Ausschuß bleiern-sämiger Rockigkeit komplett in der zweiten Hälfte versammelt. Und wenn dann, fast erlösend, als Titel Nummer 14 das lockere „Electrolite“-Finale erklingt, will man es leider schon gar nicht mehr so genau wissen. Fehler in der Dramaturgie, Überblick verloren. Das ist um so schmerzlicher, als das Album imposant startet, man ist versucht zu sagen: mit einem „Monster“: „How The West Was Won“ klingt mit seiner Cale/Costello-esken Piano-Phrase gleichzeitig vertraut und fremd genug, um sich auf Anhieb einen Platz in der R.E.M.-Bestenliste zu sichern. Danach geht es mit dem lärmig-arroganten „Wake LJp The Bomb“ und dem fast orchestralen “ New Test Leper“ (das eher nach 32 als 8 Spuren klingt…) kaum schlechter weiter. Doch nach der ersten Single „Ebow The Letter“, in der Gast-Sängerin Patti Smith dem Background plötzlich wie einem heiligen Gral entsteigt, und spätestens dem über siebenminütigen „Leave“ ist die Luft erstmal raus. Und dann klingt das Album über weite Strekken wie eine Paraphrase der Zeilen, die Stipe in „Bittersweet Me“ verzweifelt deklamiert: „I don’t know what I want anymore, what I’m looking for, what I’m hungry fbr.“ Da braucht es neue Abenteuer. Das Geheimnis dieses Albums liegt in seiner schwammigen Unentschlossenheit. Aber möglicherweise muß man Songs wie „Be Mine“, „Binky“ und „So Fast So Numb“ einfach öfter hören. Womöglich aber auch nicht. Jörg Feyer