Shed Seven – A Maximum High
Die Presse hat sich Britpop als Spektakel zurechtgeschrieben, und Oasis kommen dem mit kurzem Atem gerade noch mal nach, wenn sie ihren Feinden Aids wünschen. Ansonsten gilt: Simplicity sells. Die englische Pop-Musik ist so langweilig wie eine Reihenhaussiedlung in Hackney. Ich muß mich korrigieren, natürlich sind Reihenhaussiedlungen überhaupt nicht langweilig, denn wenn man durch die Wände einiger Gebäude sehen könnte, würde man vermutlich auf einige bewegende menschliche Dramen stoßen. Doch die meisten Britpopper wollen überhaupt nicht den Blick hinter die Fassaden freigeben. Oder wenn doch, dann nur auf ihre gutsortiette Plattensammlung oder das mittelmäßige und vollkommen ungefährliche Maß an Traurigkeit in ihrem Herzen oder dem genauso mittelmäßigen und genauso ungefährlichen Streben nach ein bißchen Anerkennung.
Shed Seven sind Vertreter der neuen Nettigkeit Ihre Normalität tragen sie vor sich her wie die Bluetones, und das – zugegeben – ziemlich gut gemachte Cover zeigt die vier jungen Männer aus York beim Kegeln, natürlich werden gerade alle Neune aus der Bahn gerollt Doch so richtig umhauen will „A Maximum High“, ihr zweites Album, nicht. Selbstredend haben sie zu Hause eine gutsortierte Plattensammlung stehen, und sie wissen mit Referenzen umzugehen. Wie einst die Teardrop Explodes, die komischerweise kaum Erwähnung finden bei all dem Geschreibsel über Britpop, spielen sie ab und an Rock’n’Roll mit Bläsersätzen. Dadurch erhalten die Songs Drive. Andere Nummern sind filigran wie die der Smiths, wieder andere besitzen den ungestümen Groove der Stone Roses. Doch gut zitiert ist noch nicht gewonnen. Die Frage, warum Shed Seven tun, was sie tun, wird nie geklärt Wahrscheinlich aus Langeweile, denn ein Geheimnis scheint auch nicht hinter dieser Band zu existieren.
Oder vielleicht doch? In „Ladyman“ säuselt Sänger Rick Witter wie Morrissey, die Lyrics sind zweideutig gehalten. Ein bißchen bröckelt da die Fassade vom Reihenhaus.