The Dandy Warhols – Thirteen Tales From Urban Bohemia

Das letzte klassische Rockalbum hatten sich die Dandy Warhols mit ihrem dritten Werk vorgenommen – die Rückbesinnung auf alte Tugenden gehört bei dem Quartett aus Portland, Oregon schon längst zum guten Ton; nach eigenem Bekunden standen Velvet Underground und T-Rex einst Pate, als Courtney Taylor und seine Kollegen The Dandy Warhols aus der Taufe hoben und sich auf die Fahnen schrieben, der Melodramatik des amerikanischen Neo-Betroffenheitspop die Stirn zu bieten. „Meinen eigenen Schmerz“, verkündete Taylor Nase rümpfend, „kenne ich schließlich gut genug.“

Die Oberflächlichkeit ist selbst verordnet; bei Bedarf doziert Taylor schon mal wahlweise über die transzendente Funktion der Musik ab solches oder das Lebenswerk Martin Heideggers, „shit like that“, sagt er dann, um die eigene Distanz zur hehren Kontemplation unbedingt klarzustellen. Auf „Thirteen…“ verabschieden sich die Dandys aus dem sicheren Hafen des bloßen Psychedelic-Zitats der ersten beiden Alben und lassen sich auf das offene Meer der eigenen Möglichkeiten treiben. Die ersten Songs heißen „Godless“, „Mohammed“ und „Nietzsche“, und entsprechend spirituell geht es zu: Alles wabert einigermaßen mantraartig vor sich hin, ist fernöstlicher Schwurbel, wie die Beatles ihn einst vormachten. Pausen gibt’s keine, als solle der Hörer erst durch ein reinigendes Wasserbad hindurch in die heiligen Hallen der Dandy Warhols gelangen.

Dann, plötzlich, ein Ufer: „Get Off“, zwingend eine Single, rafft alle losen Enden zu einem großartigen Shuffle zusammen, die Dandys werfen Anker und sind so für einen Moment ganz bei sich selbst. Danach ist alles gut: In „Sleep“ lässt sich Taylor doch noch ein auf die Schwere des eigenen Seins, in „Cool Scene“ findet die Band die eigene perfekte psychedelische Harmonie und in „Bohemian Like You“ geben die Dandys recht glaubhaft die britische R&B-Kapelle. Das alles ist Stoff für Musik, die bald zum Mythos würde – wäre sie nicht schon ein Zitat. Aber nach solch großen Entwürfen steht den Dandys eh nicht der Sinn, die ja schließlich antreten, den Moment zu zelebrieren – so wird „Thirteen…“ zu einet gelungenen Führung durch die Requisite der Popkultur, die ob der Nähe der Regisseure zum jeweiligen Sujet nie zum stupenden Faschingsfest gerinnt – und bestimmt auch nicht zum letzten klassischen Rockalbum.

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