The Hold Steady – Heaven Is Whenever
Ärmel hochkrempeln. Schwitzen. Und jeden Akkord abfeuern, als ginge es gerade bei diesem um den Eintrag in die Rock-Annalen. The Hold Steady sind Musikarbeiter im besten Sinne. Fokussiert, leidenschaftlich und kompromisslos. Jeder Song brennt mit der Hitze des Mittachtziger-Postpunk, ist melodisch ausgefeilt, rhythmisch ambitioniert und raffiniert entworfen. „Ich werde nicht jünger, aber vielleicht kann ich noch ein bisschen smarter werden“, meint Sänger und Songwriter Craig Finn, 38. Denkbar ist das, seine Band verweist ja nicht nur auf die gängigen Pappenheimer von Springsteen bis Petty oder Hüsker Du bis Replacements, sondern bietet Beatles-Harmonik („We Can Get Together“), bei „A Slight Discomfort“ eine finale Kakophonie wie bei „A Day In The Life“ und immer wieder die druckvollsten Background-Vocals.
Bei allem setzt die Band bei ihrem fünften Album voller Selbstbewusstsein auf den ewigen Marshall-Plan des Rock’n’Roll, auf brachiale Riffs. Keyboard-Klänge gibt’s weniger, der Tasten-Menjou Franz Nicolay hat im Januar in Freundschaft abgemustert. Die zehn Tracks sind ein aufbauendes Gesamt-Vergnügen mit Muskeln und Hymnik und einer Message, die weit weg ist vom stumpfen Mucker-Hedonismus. Das Song-Personal um Holly und Zuhälter Charlemagne erlebt, dass ein Leben ohne Anstrengungen und Downer eine dröge Angelegenheit ist. The Hold Steady stoßen nicht die Faust in die Luft, sondern zeigen die offene Hand.