The Lovin‘ Spoonful – Hums Of The Lovin‘ Spoonful :: BMG/Heritage
R.E.M.-Mann Peter Buck I nimmt dem Mund ganz schön voll, wenn er anlässlich der Remaster-Ausgabe von „Hums“ behauptet, diese sei „criminally overdue“ gewesen – und das Quartett überhaupt „America’s most underrated band“. Aber wo er Recht hat, hat er Recht. Die These, dass John Sebastians Ode auf alle guitar picking „Nashville Cats“ der Grundstein für jeglichen Country-Rock der folgenden Jahre war, ist natürlich etwas gewagt Aber dass sich der Fred-Neil-Fan als Bewunderer von Chet Atkins outete und auch all jener, die auf der Gitarre „dean as country water“ und „wild as mountain dew“ musizieren, war trotzdem unüberhörbar.
„Hums.. „widerlegte die heute noch gern kolportierte Behauptung, die Lovin‘ Spoonful seien nur eine tolle Singles-Band gewesen und die LPs some killer-much-filler-Material. Es gehört nicht viel Chuzpe dazu, der Auffassung zu sein, dass Produzent Eric Jacobsen in mancher Hinsicht ein Dilettant war und bei seinen Abmischungen zumal das Talent von Zal Yanovsky (Buck: „my favorite leadguitaristofthe ’60s“!) sträflich unter den Scheffel stellte bei diesen Ping-Pong-Stereo-Abmischungen. Nahezu jeder wurde damals längst besser produziert, egal ob Dylan und Doors, Byrds, Love usw.
Aber so reizvoll die Idee sein mag, von dieser besten aller Lovin‘ Spoonful-LPs einen hochkarätigen Remix zu erstellen, so rasch darf man die in diesem Fall wieder ad aeta legen. Auch wenn man bei diesem Remastering präziser denn je hört, was für handwerklichen Pfusch sich der Produzent da leistete. Auch bei „Summer In The City“ mit dem links außen abgemischten Schlagzeug und einem im Mix fast verschwindenden Leadgitarristen.
Eher Patchwork – wenngleich der ambitionierteren Art – war das letzte Album „Ererything Playing“ (3,5), bei dem man erstmals ein 8-Spur-Mischpult und mit Roy Halee und Joe Wissen (demselben, der Jahre später Boz Scaggs‘ „Silk Degrees“ zu einer der erfolgreichsten audiophilen Lustbarkeiten machen sollte) einen erstklassigen Tonmann und einen höchst ideenreichen Produzenten zur Verfügung hatte. Und weil auch jede Menge Geld da war, gestattete man sich den Luxus, Bläser der Ray Charles Band und der New Yorker Philharmoniker (!) ins Studio zu bitten – und kompetente Streicher mehrfach dazu.
Mit dem Ergebnis, dass Aufnahmen wie „She Is Still A Mystery“ und Steve Boones „Forever“ immer noch zu den erfreulichsten in diesem abstrusen Genre „Classic Rock“ gehören. Nur leitete John Sebastian da eigentlich schon seine Solo-Karriere ein. Sundazed-Boss Bob Irwin sorgte hier wie auch bei „Hums“ dafür, dass das nun endlich mindestens so gut klingt wie auf den Vinyl-Ausgaben der Deutschen Grammophon.