Turner Cody – 60 Seasons

Lassen Sie sich bloß nicht von der Tatsache täuschen, dass Turner Cody bislang nur eine einzige kommerzielle Veröffentlichung für sich verbuchen konnte (um genau zu sein: einen Song auf der „Antifolk Vol. 1“-Compilation). Denn der Mann schläft scheinbar nie und hat mit seinen 27 Jahren bereits acht Alben in Eigenregie veröffentlicht (zu bestellen unter misterturnercody.com). Genug Material also, aus dem Cody nun die besten Songs destilliert und für das offizielle Debüt „60 Seasons“ noch einmal aufgenommen hat. Freilich mit etwas Hilfe von seinen vielen Freunden.

Denn glaubt man der My-Space-Seite des Sängers, dann hat er eine recht umfangreiche Posse hinter sich. Ganz oben auf der Liste stehen Herman Düne, Jeffrey Lewis, Adam Green sowie Bob Dylan (der allerdings schon 83 278 Freunde hat). Nicht von ungefähr: Bei Herman Düne spielt Cody Bass, mit Green und Lewis ist er eng befreundet. Über Dylan wollen wir hier mal kein Wort verlieren. Wohl aber über die großartigen Songs, die bloß die Frage aufwerfen, wieso Cody solange gewartet hat. Qualitätsmusik ist ja selten geworden und erfreut sich deshalb einer gesunden Nachfrage.

Und schon der Opener „Suzzannah“ ist mindestens ein kleiner Teestuben-Hit; vereint eine bezirzende Melodie und ein verhaltenes Saxofon. Typischerweise spricht Cody seinen Text eher, als dass er engagiert singen würde. Ein storyteller eben. Das gemütliche „The Steel Drum“ erinnert ein wenig an Adam Greens Trademark-Sound, allerdings ohne dessen bisweilen arg klötenfixierten Vortragsstil zu bemühen. Aber Cody steigt auch gerne mal in den Kohlenkeller und betrachtet die Dinge. „Word To The Wise“ klingt wie der junge Leonard Cohen circa „Songs From A Room“, „Don’t Refuse Me My Darling“ erinnert an die windschiefe Kunst von Simon Joyner. Ein kleiner Blues in „Lift Off“, eine geschickt eingebaute Klarinette im fantastischen „Hey Jim“, der luftige Schunkel-Pop von „Abaraxis Foyer“, und Ron Sexsmith lächelt bei „When These Sands Are Beds Again“ aus der Ferne zu Cody rüber.

Eine erzsympathische, hoch interessante Songwriter-Platte. Gespielt aus dem gesunden, wenngleich nicht immer glücklichen Herzen und noch ohne jeden Manierismus.

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