Wilt – Bastinado

Dies ist das Werk eines früh Verzweifelten. Mit 19 dachte Cormac Battle, er könne es schaffen mit seiner Band Kerbdog. Das Talent war da, die britische Presse dann auch, aber nach zwei Alben und sechs Jahren pfiff die Plattenfirma ab. Nicht genug verkauft und auf Wiedersehen. Und tatsächlich trifft man Battle nun wieder – allerdings in leicht veränderte Form. Das Debütalbum seines neuen Trios Wilt klingt zynisch und verbittert, aber bei aller Wut auch unwiderstehlich dynamisch.

„Sometimes I look at myself/ And some reflections tell the story of a broken man“, singt, ja beinahe: rappt der Dubliner und unkt, er werde nie mehr lachen. Immer wieder fordert er Pillen, die den Schmerz lindern oder ganz verschwinden lassen, und muss am Ende doch feststellen, dass all das nie aufhört: die Qualen, die Panik, der Zorn. Nicht einmal das Atmen, obwohl das ja die einfachste Lösung wäre. „I am loathed to face another forty years/ I am loathed to face a stomach full of tears“, schreit Battle, aber sein Name deutet es ja schon an: Der Mann muss weiterkämpfen. Er kann nicht anders. Wer als (wenngleich kleiner) Rockstar bis zum 30. Geburtstag überlebt, hat immerhin reelle Chancen, doch noch

seinen Frieden zu finden. Für den Moment bleibt nur diese Hoffnung.

Zu solchen Gedanken ertönt irritierenderweise Musik, die fast fröhlich scheint, voll Energie und juveniler Kraft. Ein Paradox, das man von Menschen kennt, denen das Leben böse mitgespielt hat, die es aber nicht einsehen aufzugeben. Dave Grohl lässt grüßen. Bob Mould auch, denn den lieben Wilt sowieso. Solche Leute gehen natürlich nicht aus, sondern schreiben Lieder wie „Radio Disco“: „Discos don’t make much sense/ Maybe it’s me but I can’t dance.“ Dabei kann man zu Wilt ganz gut tanzen – die Melodien sind ausgesprochen gefällig, stringent produziert und fallen nur selten ins Beliebige ab. Wer Glück hat, erwischt noch die Limited Edition mit Akustik- und Live-Versionen.

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