Yello – The Eye :: Motor
Ah, alte Bekannte. Manchmal will uns Dieter Meier auch wieder mit seiner Stimme von tief unten wie Serge Gainsbourg kommen. Die Schwüle, das Getriebene – so sauber und präzise wie eine Schweizer Taschenullt Das war schon immer der Witz an Yello. Großkotz als Understatement auch. Diese Weldäufigkeit. Sie kennen sich ja auf jedem Tanzboden aus, checken die Lage mit einem lässigen Hüftschwung und müssen nicht einmal transpirieren in ihren Anzügen. Kurz mal elegant durch den Club geschlendert und gleich weiter auf die nächste Party.
Aber so klingt „The Eye “ dann auch. Etwas unbeteiligt, nicht wirklich bei der Sache. Routiniert in der Stimmung. Den Exzess bekommt man so allerdings nicht, „I’m losing control“, behaupten sie pflichtgemäß und behalten immer kühl den Kopf oben, was mit diesem Überblick doch für hübsche Liaisons sorgt, wenn brasilianische Rhythmen mit Schweizer Ordnungssinn entzappelt werden. Reggae kommt aus dem Tiefkühlfach, ein trauriger Trompeter stemmt seine wund midnight coolness gegen die Programmierung. Eigentlich hätten sie Techno am liebsten gleich als Jazzrock. Das ist alles clever und an den richtigen Stellen stumpf und gut gemacht und so überflüssig wie eine neue Platte von, ahm, Kraftwerk. Um mal irgendwas zu sagen.
Aber das „knallharte Businessverständnis“ der beiden wird schon im Infoschreiben zu „The Eye“ gerühmt, und für die Radioauswertung darf dann bei einigen Tracks auch Jade Davies mitsingen. Etwas Frau muss sein für den Soul. Mangelnden Geschäftssinn kann man Dieter Meier und seinem Soundingenieur Boris Blank jedenfalls nicht vorwerfen. Ihre Musik machen sie weiter so unsentimental berufsmäßig, dass es einen überhaupt nicht wundern würde, wenn sie Bergwandern anstatt Clubbing als ihr After-Hour-Hobby angeben.
Wäre aber doch mal schön, wenn sie sich wirklich eine Aufgabe stellen würden. Eine, an der sie auch scheitern könnten.