Roger Waters: Absage auch in München?

Vor dem Tourneestart am Wochenende wird weiter fiebrig debattiert. Eine US-Petition steigt nun für den Mitbegründer von Pink Floyd in den Ring

Auf dem Konzertportal des Veranstaltungskonzern Eventim ist die Welt noch in Ordnung. Alle Konzerte von Roger Waters sind dort im Angebot. Im Kommentarbereich wird ausgiebig das Für und Wider der Einlassungen des 79-jährigen Engländers diskutiert. Die von den kommunalen Betreibern der Festhalle verfügte Absage des Waters-Gigs in Frankfurt wird dort mit keinem Wort erwähnt. Ein Hinweis darauf, dass hinter den Kulissen die Juristen in Stellung gegangen sind.

Laut Infoportal des Bayrischen Rundfunks (BR) befasst sich am heutigen Dienstag (14. März) der Wirtschaftsausschuss der Bayernhauptstadt mit dieser Causa. Es liege ein „Entscheidungsvorschlag“ vor, in dem Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die wiederum kommunale Geschäftsführung der „Olympiapark München GmbH“ auffordern soll, das monumentale Waters-Spektakel gar nicht erst stattfinden zu lassen.

Fraktionsübergreifend sind sich in München SPD, Volt, Grüne und Rosa Liste mit der CSU und den Freien Wählern einig, ihren OB bei der Absage-Forderung zu unterstützen.

Bei der Debatte dürften finanzielle Aspekte ebenso eine Rolle spielen wie juristische. In Köln, Hamburg und Köln sind die dortigen Arenen in privater Hand. Diese liegen mit der jeweiligen Kommunalpolitik im Clinch.

„Rein rechtlich“, so die Betreiber unisono, sei Roger Waters Live nicht zu verhindern. Man könnte bestenfalls Auflagen verfügen. Vorstellbar wäre, dass Waters sein mit Davidsternen verziertes Gummischwein nicht steigen lassen dürfe. Auch das müsste juristisch, ob es als „Freiheit der Kunst“ zulässig ist, an anderer Stelle überprüft werden. Viel Grundsatzarbeit also für Rechtsprofessoren und Co.

Sollte eine Absage aus Gründen wie diesen nicht machbar sein, wollen die Münchner SPD und die Kollegen von den Grünen symbolisch tätig werden. Laut Berichten der Lokalpresse könnten im Mai Flaggen von Israel und der Ukraine gehisst, der nahe Olympiaturm entsprechend illuminiert oder vor der Halle Flugblätter an alte Pink-Floyd-Hasen verteilt werden.

Wie auch in anderen Städten soll übergreifende Rechtsgutachten klären, wie künftig mit Verschwörungs-Popstars umgegangen werden könnte.

Derweilen kursieren Meldungen, dass der UK-Grantler in einer Bühnenansage bei einem US-Konzert des US-Tourabschnitts von „This is Not a Drill“ gemault haben soll: „Wenn ihr hier seid, weil ihr zwar Pink Floyd mögt, aber die Politik von Roger Waters ablehnt, dann verpisst euch schleunigst an die Bar.“ Einem gepflegten Zoff geht der Pink-Floyd-Mitbegründer bekanntlich nur selten aus dem Weg. Alle interviews etwa, die zu einer Befriedung des Konflikts anberaumt waren, gingen nach hinten los. Er legte, wie etwa in der „Berliner Zeitung“, stets nach.

Umso erstaunlicher ist die von Initiatorin Katie Halper gestartete Petition auf der Plattfom change.org GEGEN die bereits verfügte Absage des Konzertes in Frankfurt. Darin heißt es:

„Wir Künstler, Musiker, Schriftsteller und andere Personen und Organisationen des öffentlichen Lebens sind zutiefst beunruhigt über die jüngsten Bemühungen deutscher Behörden, den Musiker Roger Waters zu diskreditieren und zum Schweigen zu bringen. Am 24. Februar 2023 gaben der Frankfurter Stadtrat und die hessische Landesregierung die Absage eines Konzerts bekannt, das Waters am 28. Mai in der Festhalle geben wollte.“

Weiter heißt es dort:

„Die Absage des Konzerts sei ‚ein klares Signal gegen Antisemitismus‘, so der Frankfurter Magistrat, der den Musiker als „einen der am weitesten verbreiteten Antisemiten der Welt“ bezeichnet. Als Beweis führt der Rat an, dass Waters „wiederholt zu einem kulturellen Boykott Israels aufgerufen und Vergleiche mit dem Apartheid-Regime in Südafrika gezogen hat und Druck auf Künstler ausgeübt hat, Veranstaltungen in Israel abzusagen“.

„Außer diesen beiden Behauptungen gibt es keine weiteren Beweise: dass Waters die von den Palästinensern geführte Kampagne zum Kulturboykott Israels unterstützt hat und dass er die heutige israelische Regierung mit dem Apartheidregime in Südafrika verglichen hat.“

Auch anderswo tauche laut der Petition, die am Vormittag des 14. März bislang knapp 4000 Menschen supporten (Tendenz stark steigend), der Apartheids-Vorwurf auf:

„KEINE dieser Behauptungen ist auf Waters beschränkt oder liegt außerhalb der Grenzen der öffentlichen Meinung. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch, die israelische Organisation B’Tselem, Organisationen der Vereinten Nationen und südafrikanische Beamte haben Israel als Apartheidstaat bezeichnet, und daher haben viele dieser Organisationen und Einzelpersonen den Vergleich zwischen Israel und dem Südafrika der Apartheid-Ära gezogen.“

Es ist davon auszugehen, dass sich die Auseinandersetzung um die Künstlerperson Roger Waters noch verstärken werden. An diesem Wochenende startet „This Is Not A Drill“ in Lissabon. Auch dort hatte es Proteste gehagelt.

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