Vor Frankfurt-Konzert: Roger Waters schießt gegen die Berliner Staatsanwaltschaft

Der streitbare Pink-Floyd-Mitbegründer befeuert die Kontroversen bis zum allerletzten Deutschlandkonzert

Am morgigen Sonntag (28. Mai) gibt Roger Waters in Frankfurt sein letztes (noch nicht ganz ausverkauftes) Deutschland-Konzert im Rahmen der europaweiten Tour „This Is Not a Drill“. Wie alle seine fünf Gastspiele hierzulande war und ist auch das Konzert in der Festhalle auf dem örtlichen Messegelände hoch umstritten; bis hin zu einer zwischenzeitlichen Absage durch die Messe-Eigner Stadt Frankfurt und Land Hessen. Der Musiker zog bekanntlich vor das Verwaltungsgericht – und gewann aufgrund des Gebots der Freiheit von Meinung und Kunst.

Nun erwarten Polizei und Behörden Proteste vor der Halle. Die „Bild“ will zudem erfahren haben, dass Zivilbeamte in der Mehrzweckarena präsent sein werden. Protestierende und Waters-Fans sollen auf diese Weise auseinandergehalten werden. Auch sollen die Beamten ein Blick auf die anspielungsreiche Mega-Show des Altrockers werfen, die neben allerlei eindeutigen Polit-Parolen auch Inszenierungen in der Grauzone zu einer in Deutschland verbotenen Symbolik bietet. Ein Retro-Konzert zwischen Synthieflächen, Gniedel-Gitarren und Reichsbürger-Krawall; dazu stete öffentliche Vorwürfe des Antisemitismus gegen Waters – der 79-Jährige bestreitet, ein Antisemit zu sein.

Genau darum geht es auch im Nachklang seiner Konzerte in der Arena am Berliner Ostbahnhof. Die örtliche Staatsanwaltschaft wirft ihm im Anfangsverdacht vor, dass sein Outfit-Wechsel zu einem bodenlangen, schwarzen Ledermantel mit roter Armbinde sich an am Uniform-Look des SS orientieren würde. Das wäre eine hierzulande verbotene Optik.

Dazu bezieht der – wie stets auf Kontroverse gebügelte – Engländer nun auf seinem Tour-Account via Facebook Stellung.

Überschrift: Stellungnahme von Roger Waters zur Kontroverse über sein Berlin-Konzert.

„Mein jüngster Auftritt in Berlin hat böswillige Angriffe von denen hervorgerufen, die mich verleumden und zum Schweigen bringen wollen, weil sie mit meinen politischen Ansichten und moralischen Prinzipien nicht einverstanden sind“, schreibt er im üblichen Duktus.

„Die Elemente meines Auftritts, die in Frage gestellt wurden, sind ganz klar ein Statement gegen Faschismus, Ungerechtigkeit und Bigotterie in all ihren Formen. Der Versuch, diese Elemente als etwas anderes darzustellen, ist unaufrichtig und politisch motiviert. Die Darstellung eines durchgeknallten faschistischen Demagogen ist seit Pink Floyds „The Wall“ von 1980 ein Merkmal meiner Shows …“

In der Tat ist Waters Ledermann-Outfit ein Bestandteil seiner Neo-Inszenierung des „Wall“-Zyklus, der zu Bühnen-Action bildstark über die überdimensionalen LED-Screens rauscht, während die Band dazu performt. Waters ballert schließlich mit einer Maschinenwaffe Platzpatronen ins Publikum.

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Dazu weiter eine Botschaft an die Fan- und Außenwelt:

„Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, mich gegen Autoritarismus und Unterdrückung auszusprechen, wo immer ich sie sehe. Als ich nach dem Krieg ein Kind war, fiel in unserem Haus oft der Name Anne Frank. Sie wurde zu einer ständigen Erinnerung daran, was passiert, wenn der Faschismus unkontrolliert bleibt. Meine Eltern kämpften im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis, wobei mein Vater den höchsten Preis zahlte. Unabhängig von den Folgen der Angriffe auf mich werde ich weiterhin Unrecht und all jene, die es begehen, verurteilen …“

Ein Katz-und-Maus-Spiel wie bisher auch.

Wer ist hier der Aufklärer, wer der Verfolgte?

Roger Waters hält sich für einen Ober-Gerechten auf Erden. Auch wenn viele Kritiker genau das Gegenteil sehen. Der Mann wird in gut drei Monaten 80 Jahre alt. Es ist kaum anzunehmen, dass er sich noch einmal ändern wird.

Im Gegenteil, er hat sich im Spätherbst seiner Karriere immer weiter radikalisiert. Von seiner Musik redet kaum noch jemand.

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