Trump hält Migranten in ehemaligem Internierungslager für Japaner fest

Camp East Montana in Fort Bliss, das größte ICE-Haftzentrum in den USA, stößt auf scharfe Kritik von Politikern und Menschenrechtsgruppen

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Die Trump-Regierung hat in Texas ein neues Einwanderungshaftlager auf dem Gelände eines ehemaligen Internierungslagers für Japaner eröffnet. Ein Schritt, der Empörung bei Politikern, Aktivisten und Nachfahren der Überlebenden des Programms aus dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst hat.

„Störende Parallelen“ zur Vergangenheit

Fort Bliss, ein Militärstützpunkt in El Paso, soll das größte bundesweite Haftzentrum werden. Derzeit sind rund 1.000 Menschen inhaftiert. Doch die Kapazität soll auf 5.000 steigen. Über private Verträge, die mehr als eine Milliarde Dollar kosten, wird das Lager betrieben. Außerdem dient es als Basis für Abschiebeflüge.

Das provisorische Zeltlager erinnert an das berüchtigte „Alligator Alcatraz“ in Florida, das nach richterlicher Anordnung bald geschlossen wird. Dort wie in Texas leiden Inhaftierte unter extremen Temperaturen und drohenden Hitzeschäden.

Die texanische Abgeordnete Jasmine Crockett erklärte in einer Mitteilung, es gebe „störende Parallelen“ zu den japanischen Internierungen in Fort Bliss. „Texas kennt diese Geschichte nur zu gut. Und wir weigern uns, sie sich wiederholen zu lassen.“

Das Haftzentrum, offiziell „Camp East Montana“ genannt und von Republikanern als „Lone Star Lockup“ bezeichnet, sei „ein kalkulierter Schritt zur Militarisierung der Einwanderungspolitik. Zur Reduzierung von Transparenz. Und zur Beschleunigung von Abschiebungen ohne Rechenschaftspflicht“, so die American Civil Liberties Union (ACLU).

Geschichte von Fort Bliss und aktuelle Kritik

Bereits 1942 hielt Fort Bliss bis zu 91 Menschen japanischer, deutscher und italienischer Herkunft fest. Nach Angaben des Densho-Enzyklopädie-Projekts war das Gelände mit Stacheldraht und Wachtürmen gesichert. „Meistens waren es japanischstämmige Erstgenerations-Amerikaner, die früh im Zweiten Weltkrieg interniert und später in andere Lager gebracht wurden“, erklärte Derrek Tomine, Präsident der National Japanese American Historical Society.

Nach dem Angriff auf Pearl Harbor internierte die Roosevelt-Regierung mehr als 120.000 Menschen japanischer Herkunft – viele davon US-Bürger. Roosevelt berief sich auf den „Alien Enemies Act“, den auch Trump nutzte, um mutmaßliche venezolanische Bandenmitglieder in ein Foltergefängnis nach El Salvador zu schicken.

Ann Burroughs, Präsidentin des Japanese American National Museum, warnte: „Es ist unvorstellbar, dass die Vereinigten Staaten erneut Konzentrationslager bauen und die Lehren von vor 80 Jahren ignorieren.“

Historische Parallelen und heutige Folgen

Historiker Brian Niiya vom Densho-Projekt betonte gegenüber USA Today: „Es ist wichtig, auf die Vergangenheit zu schauen, um zu verstehen, was heute passiert – und was die Folgen sein könnten.“ Sein Großvater war Herausgeber einer japanischen Zeitung und wurde in sechs verschiedenen Internierungslagern während des Krieges festgehalten.

Fort Bliss spielte schon früher eine Rolle bei Masseninhaftierungen: 1914 wurden dort rund 4.500 mexikanische Flüchtlinge während der Revolution interniert. Unter Präsident Biden wurde die Anlage 2021 zur Unterbringung unbegleiteter Kinder genutzt. Eine Untersuchung im Jahr 2022 ergab, dass viele Kinder dort Panikattacken und Angstzustände erlitten.

Das Heimatschutzministerium (DHS) weist Vergleiche mit den Internierungslagern des Zweiten Weltkriegs zurück. „Solche Vergleiche sind absurd und faul“, sagte DHS-Sprecherin Tricia McLaughlin.

Forderungen nach Schließung

„Wir fordern die sofortige Schließung von Camp East Montana“, sagte Samantha Singleton vom Border Network for Human Rights. Die ACLU warnte zudem vor einer gefährlichen Ausweitung der militärischen Rolle in der Einwanderungspolitik.

„Es ist eine grausame, verantwortungslose und kostspielige Operation, die ohne Mitsprache der lokalen Gemeinden oder gewählter Vertreter gestartet wurde“, schrieb Haddy Gassama von der ACLU. „Dies ist der Testlauf der Trump-Regierung, um zu prüfen, ob sie unbemerkt militärische Ressourcen in Instrumente für Massengefangenschaft und Abschiebung verwandeln kann.“

„Es war damals ein Justizirrtum – und es ist es heute wieder“, so Burroughs gegenüber „NBC News“.

Naomi Lachance schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil