Von der Indie-Revolution überrollt, suchen Better Than Ezra einen neuen Anfang

Wer zu spät kommt, den bestraft das Hipness-Politbüro: Better Than Ezra kennen das Thema „Schlechtes Timing im Popgeschäft“ aus erster Hand. „Wären wir gleich gesignt worden, als unsere Songs entstanden sind, hätten sie natürlich frischer geklungen“, seufzt Bandvorstand Kevin Gnffin. Doch nach der „alternativen Revolution“ (Griffin) blieb dem Trio aus Louisiana mit ihrem ’95er Elektra-Debüt „Deluxe“ nur das lästige Image der „MTV-Konfektion“, die auf den fahrenden Zug springe.

„Schlechte Recherche“, so mosert Griffin. „Gar keine“, lacht Bassist Tom Drummond. Dabei waren sie schon seit 1988 low-biidget durch die Lande getourt! Und hatten dabei die Tapes ihrer Lieblinge wundgespielt: Hüsker Du, Replacements, Smiths. Ihr Song „Good“ ist gar wie ein Pixies-Song angelegt. „Sie sind in den Vereinigten Staaten die meistunterschätzte Band, wenn es um den Einfluß auf modernen Rock geht.“ Angetrieben von den zwei Radio-Hits „Good“ und „In The Blood“, marschierte „Deluxe“ mit Verspätung in die US-Platin-Liga. Zwar hatte die Band die alten Songs inzwischen „ziemlich satt“. Doch andererseits: „Wie viele Bands da draußen wären nur zu gern in unserer Position gewesen?“, fragt Griffin. Also hängten sie kurzerhand noch ein Jahr Tour dran. Mit den alten Songs.

Vor ihren entsprechend herbeigesehnten Sessions zum neuen Album „Friction, Baby“ mußten allerdings noch zwei Personalien geklärt werden. Better Than Ezra trennten sich von Schlagzeuger Cary Bonnecaze, „bevor es zu häßlich wurde“, wie Drummond es bezeichnet. Man hatte sich auseinandergelebt, wie in einer Ehe. „Wäre er geblieben, hätten wir jetzt wohl kein neues Album draußen.“ Zumindest, so Griffin, wäre die Studioarbeit ein Horror geworden.“ Auf den technisch versierteren Travis McNabb hatte die Band schon länger ein Auge geworfen.

Dann drehte sich das Produzentenkarussell mit illustren Namen wie Steve Lillywhite, Andy Wallace und Paul Fox. Bis Don Gehman sitzenblieb. Trotz eines Anti-Hipness-Faktor 10. Griffin: „Wir zögerten nur, weil er gerade 12 Millionen Platten mit Hootie & The Blowfish veAauft hatte. Nette Jungs, aber natürlich nicht die coolste Band der Welt, mit der man in einem Atemzug genannt werden möchte. Aber das mußte uns egal sein.“ Denn diesen „großartigen Analog-Gitarrensound“ kriege Gehman nun mal aufs Tape wie kein zweiter.

Als Better Than Ezra vor zwei Jahren zum ersten Mal für einige Promo-Shows in Deutschland weilten, stand in der Hamburger Konzertbude „Knust“ übrigens eine kleine Kanadierin mit langen, schwarzen Haaren im Publikum, die am selben Tag Interviews gab. Schön eigentlich für Griffin, der an Zufalle glaubt, da er ein Fan des Schriftstellers Milan Kundera ist und dessen Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ referiert wie Paulus die Heilige Schrift. Der Name jener Frau? Alanis Morrisette. „Tja, und heute regiert sie die ganze Welt“, so Drummer McNabb.

Ein paar Provinzen sollten für Better Than Ezra aber trotzdem noch abfallen.

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