Eisiges Schuhegucken

TUSQ verbinden New Order, Shoegazing und Akkordeon

Geschlagen machen sich Robert Falcon Scott und seine Begleiter auf den Rückweg, die Tränen der Enttäuschung frieren bei minus 35 Grad zu eisernen Klumpen, der Traum, als Erste den Südpol zu erreichen – dahin. Vom Wettrennen um die Ersterreichung des Südpols zwischen Scott und Amundsen handelt „Remains“, das letzte Stück des Albums „Hailuoto“. Aufgenommen hat die Band Tusq es auf einer finnischen Insel, nach der das Album benannt ist. Hailuoto besteht aus etwa 1 000 Einwohnern, einem Supermarkt, einer Straße und Massen von Schnee.

Täglich hatte ein dicker Rammler Tusqs Arbeit am Album überprüft, wurde auf dem Fensterbrett mümmelnd Zeuge, wie sich Shoegaze- und Dream-Pop-Sounds in zwölf Stücke verwandeln. Ein wählerisches Tier, das „die Möhren, die wir ihm hingelegt haben, nie genommen hat“, wie Gitarrist Timo Sauer, immer noch etwas enttäuscht, berichtet.

Das Reisen sind Tusq gewohnt – Sänger Uli Breitbach wohnt in Berlin, Gitarrist Timo Sauer, Bassist Florian Gelling und Schlagzeuger Holger Lüken in Hamburg – geprobt wird meist in der Hansestadt. Am Sound von Tusq habe jedes der Bandmitglieder seinen Anteil, erklärt Sauer: „Unser Schlagzeuger hat die an Joy Division und New Order angelehnten Sounds gepusht, von mir kommen die Shoegaze-Gitarren.“ Das Akkordeon, ein Hohner-Original aus den 50er-Jahren, welches auf so manchem Tusq-Stück tönt, hat Breitbach übrigens dem einsamen Dachboden seines Onkels entrissen.

Der Bandname hat nichts mit Finnland, Schnee oder Eis zu tun und nichts mit Verehrung für Stevie Nicks. „,Tusk‘ lief während einer Autofahrt, der Titel klang griffig.“ Und wer hatte damit rechnen können, dass Tusq mitten in ein Fleetwood-Mac-Revival geraten würden? lena ACKERMANN

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