And I’ll Scratch Yours :: Kollegen covern Gabriel-Klassiker – mit unterschiedlichen Ansätzen

Vor drei Jahren veröffentlichte Peter Gabriel „Scratch Your Back“, ein Album mit Cover-Versionen von jüngeren Künstlern wie Arcade Fire, Regina Spector und Elbow sowie Altvorderen wie Brian Eno, Neil Young und Lou Reed. Gabriel kreierte damals durchaus interessante Bearbeitungen, in denen man gut die Handschrift des Bearbeiters erkannte, aber auch ganz allgemein eine neue Perspektive auf das jeweilige Werk bekam.

Nun revanchieren sich die betreffenden Künstler wie vorher besprochen mit neuen Versionen alter Peter-Gabriel-Songs -nur Radiohead und Neil Young sagten ab. Gabriel kompiliert die zugeschickten, zum Teil bereits vorher digital veröffentlichten Lieder und tut also etwas, das nicht oft vorkommt: Er veröffentlicht unter eigenem Namen eine Platte, auf der er selbst nicht zu hören ist.

Regina Spector singt „Blood Of Eden“ und reduziert den mythischzärtlichen Biologismus mit kleiner Band auf das Wesentliche. Justin Vernon alias Bon Iver singt „Come Talk To Me“ zum Banjo und lässt das Lied nur langsam zu seiner vollen Größe anwachsen -bei Gabriel ist das Schauspiel einer sprachlos gewordenen Beziehung direkter erlebbar, doch Vernons mehrfach gestapelte Gesänge sind freilich trotzdem ergreifend. Elbow singen „Mercy Street“ – weil die Stimme von Guy Garvey eine so große Ähnlichkeit zu der Gabriels hat, ist man für einen Moment verwirrt. Natürlich herzergreifend ist Leslie Feists und Timber Timbres elektronisch modernisierte Version von „Don’t Give Up“. Intim, emotional ungeschützt, wahrhaftig: Das sind die Momente, die Peter Gabriel sucht.

Andere Künstler finden radikale Ansätze. Lou Reed knurrt ausgerechnet „Solsbury Hill“ und zerlegt die jubelnde Romantik des Originals mit einer stotternd röchelnden E-Gitarre. Arcade Fire übersetzen „Games Without Frontiers“ mit New-Wave-Sounds und Indie-Electronic in ihre Klangwelt, Brian Eno inszeniert „Mother Of Violence“ als futuristische Maschinenmusik und geht den Weg der Avantgarde von damals. Genau wie David Byrne, der „I Don’t Remember“ in die Disco verlegt. Beide Ansätze sind erlaubt: Gabriel ist gleichzeitig ein Mann der schönen Melodie und ein Rollenspieler, der seine Songs als szenische Darstellungen begreift.

(Fontana/Universal) JÖRN SCHLÜTER

Garland Jeffreys

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