Jens Lekman – Night Falls Over Kortedala

Nein, der 11. November 2005 war wirklich kein guter Tag. „I have cancelled all planned shows“, teilte der schwedische Wonderboy Jens Lekman auf seiner Homepage zunächst mit. Und was dann folgte, ließ einem das Herz gefrieren: „The recordings I’ve been working on have been put on the shelf. I actually can’t say that there’s ever gonna be a new record at all.“ Er verschenkte seine beste Ukulele an einen Fürsprecher und verdingte sich als Aufsicht in einer Bingo-Halle. Am Jahresende tippte er wieder etwas ein: „Jens Lekman is back in business.“ Durchatmen, und beim späteren Bleigießen hörten wir entrückt das wundervolle „A Man Walks Into A Bar“.

Es sollte dann doch noch etwas dauern mit der Rückkehr, aber weggekommen ist zum Glück nichts. Die zwölf Songs auf „Kortedala“ entstammen den Jahren 2004 bis 2007, also auch aus der Krisenzeit. Die finale Auswahl überließ Lekman seinen engsten Freunden, die es vermutlich nicht leicht gehabt haben dürften. Das Album eröffnet mit dem tröstlichen „And I Remember Every Kiss„: „And I would never kiss anyone/Who doesn’t burn me like the sun / And I remember every kiss like my first kiss.“ Das Thema wird in „Slipping In The Sweet Nectar“ nahtlos weiter getragen, doch Lekman tanzt sich hier als feuriger Soulman gekonnt durch die Glockenrock-Disco.

Im großartigen „Shirin“ besingt er aufrührende Art und Weise seine Frisörin („When Shirin cuts my hair it’s like a love affair“). In „Postcard To Nina“ springt Lekman als Alibi-Freund für eine Lesbe ein, damit der Vater glaubt, alles sei okay („But Nina I can be your boyfriend/ So you can stay with your girlfriend“). Ein Gönner, ein Herzbube mit Schmiss, ein Crooner.

Das fantastische „It Was A Strange Day In My Life“, der gekonnte Einsatz von Samples in „Kanske Ar Jag Kar Dig“ – Lekmans Wundertüten-Pop basiert auf einer sehr detaillierten und ausgetüftelten Produktion. The Avalanches in der Songwriter-Hütte. Und auch den „shittiest job in the world“ hat Lekman verkraftet, wie der Augenzwinker-Schwof „Friday Night At The Drive-In Bingo“ eindrucksvoll demonstriert. Oh you’re so gorgeous, Jens.

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